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Niederbayerische Realschülerinnen und Realschüler präsentierten bunten Blumenstrauß auf Brettern, die die Welt bedeuten

Nach dreijähriger Pause versammelten sich über 100 junge Schauspielerinnen und Schauspieler der Jakob-Sandtner-Realschule Straubing, der Ursulinen-Realschule Straubing, der Angela-Fraundorfer-Realschule Aiterhofen, der Staatlichen Realschule Vilsbiburg, der Dreiflüsse-Realschule Passau und der Johann-Riederer-Schule Hauzenberg im Theater Am Hagen in Straubing, um am Theaterfestival der niederbayerischen Realschulen teilzunehmen. Der Tag startete mit verschiedenen Workshops, die in Zusammenarbeit mit der Passauer Schauspielschule, der Athanor-Akademie, durchgeführt wurden. Dabei reichte das Spektrum vom Clown-Workshop über Einheiten zum Thema „Mut und Vertrauen“, „Sprachlos“, „Movement Class“ oder „Improvisieren“ bis zum Film-Workshop. Begeistert probierten die Kinder die verschiedenen Übungen aus, nahmen Verbesserungsvorschläge bereitwillig an und folgten hochkonzentriert den Ausführungen der Dozenten, darunter Herr Sebastian Goller, Schulleiter der Athanor-Akademie.

„I ain‘t afraid of no ghost“ schallte durch den Raum, als die Theatergruppe der Jakob-Sandtner-Realschule Straubing mit einer zauberhaften Schwarzlichttheatervorführung den Reigen der Präsentationen eröffnete. Schon hier zeigte sich, dass moderne Inszenierungsstile in der Theaterarbeit der Realschule angekommen sind. Mit rhythmisierten Bewegungen, Licht- und Positionseffekten überraschte dieses Theaterteam mit einer spannenden und zuweilen auch gruseligen Inszenierung.

Insgesamt waren in der Abendvorstellung Ausschnitte aus sieben Produktionen aus ganz Niederbayern zu sehen, dazwischen stellten die entsprechenden Schulleitungen als Moderatoren ihre Gruppen vor und setzten die dargebotenen Szenen in den Gesamtzusammenhang der Werke.

Herr Manfred Brodschelm, Ministerialbeauftragter für die Realschulen in Niederbayern, begrüßte die Gäste und freute sich, dass dieses Theaterfestival der niederbayerischen Realschulen nach längerer Pause nun wieder stattfinden könne. Bürgermeister Werner Schäfer hieß die Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern herzlich willkommen, lobte das gediegene Ambiente des Straubinger Theaterhauses „Am Hagen” und zeigte sich begeistert von den Leistungen der Kinder und Jugendlichen.

Sichtlich beeindruckt schien Herr Ministerialdirigent Adolf Schicker als Vertreter des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus über das Engagement der Theatergruppen und ihrer Spielleitungen, welche sich für das Darstellende Spiel an den bayerischen Realschulen weit über das normale Maß hinaus engagierten und so einen Schwerpunkt der musischen Bildung in der Bildungslandschaft setzten. An die 5000 Realschülerinnen und Realschüler stehen landauf landab ihren Mann oder ihre Frau auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Humorvoll und die Kinder wertschätzend zog Herr Schicker Parallelen zum bekannten Lied von Katja Ebstein: „Und sie spielen wie die Rolle es verlangt. An das Theater haben sie ihr Herz verkauft. Sie steh‘n oben und die unten schau‘n sie an.”

Dabei durchzog den Abend ein dramaturgisch ausgefeilter Spannungsbogen, den die Organisatoren des Theaterfestivals, Frau Martina Raab von der Dreiflüsse-Realschule Passau und Herr Michael Burkert von der Johann-Riederer-Schule Hauzenberg, gekonnt gesetzt hatten.

Mit Barbara Peters „Keine Freunde! - Keine Feinde?“ unter Leitung von Frau Nicola Schuss und Frau Eleonora Riccadona von der Ursulinen-Realschule Straubing wurde sofort deutlich, dass moderne Spielweise im Vordergrund steht. Die Ganoven erforschenden Polizisten wandten sich in mehreren Szenen direkt an das Publikum. Durch reduziert flexible Kulissen und wenige Kostümdetails wurde die Einbettung der Kriminalgeschichte im Stil von Sherlock Holmes in einen Gesamtzusammenhang von Problemen und Nöten Jugendlicher der heutigen Zeit gekonnt sichtbar.

Beschwingt und heiter inszenierte Frau Raab mit ihrer Theaterklasse der Dreiflüsse-Realschule Passau das Schattentheater „Manege frei”. Vor der bunten Szenerie eines Zirkus aus den 20er Jahren entwickelte sich ein faszinierendes Panoptikum von Darstellern und Artisten, welche ihr Publikum in Staunen versetzten. Köpfe wurden mit der Schere abgeschnitten, eine Schlange in ihrem Korb durch den Beschwörer in den Bann gezogen und ein Clown riss in Freude und Heiterkeit seine Possen. Der professionelle Anspruch, der sich in dieser Produktion niederschlug, zeugt von hohem Einsatz und Fleiß, vom begeisterten Publikum zurecht beklatscht.

Frau Heike Bahr und Frau Martina Kobieter von der Staatlichen Realschule Vilsbiburg präsentierten mit ihrer Theatergruppe die spritzig überdrehte Dschungelsatire „Survivor“ von Peter Reul, in der eine zusammengewürfelte Reisegruppe nach einem Flugzeugabsturz auf einem Atoll zu überleben versucht. Von der verwöhnten Modell-Prinzessin bis zum chillenden Bob-Marley-Verschnitt, eingebettet in eine TV-Show-Szenerie, kein Klischee wurde ausgelassen. Mit Spielfreude und jugendlicher Leichtigkeit begeisterte die Gruppe das Publikum.

Nach der Pause eroberte die Theatergruppe von Herrn Burkert mit dem Klassiker „Krabat“ das Publikum. Die Mühle, wie sie bei der von Herrn Burkert entworfenen Fassung auf der Straubinger Bühne stand, ist vor allem eine Maschine. Zahnrad greift hier in Zahnrad. Eine unerbittliche Maschine, die nach einem einfachen Gesetz funktioniert: Der Meister unterrichtet die Gesellen in schwarzer Magie. Als Gegenleistung muss jeden Neujahrstag einer der Jungen sein Leben lassen. Ein an sich düsteres Szenario, mit sensationeller Verve der einzelnen Charaktere auf die Bühne gebracht. Bewusst dramaturgisch gesetzte visuelle Effekte machten den dargebotenen Ausschnitt zu einer Leistungsschau des Schultheaters.

Satirisch, als Totentanz bekannter und verdienter Straubinger Persönlichkeiten angelegt, wagte sich Herrn Mignon Doblers Theatergruppe von der Angela-Fraundorfer-Realschule Aiterhofen an die Eigenproduktion “’S Laub muaß weg”, welche, ursprünglich als Führung englischsprachiger Schüler konzipiert, und in einer Projektwoche im April uraufgeführt, die Schrullen und Befindlichkeiten bekannter Straubinger Persönlichkeiten liebevoll aufs Korn nahm. Dabei sorgte der Tod für einen denkwürdigen Abschluss des Abends: „Leute, lasst es euch gut gehen, das Leben ist schön”! Dass dabei Agnes Bernauer als Torte auftrat oder Semmelbrösel von Leimer den Weg in den Zuschauerraum fanden, gab der spritzigen Inszenierung eine zusätzliche komödiantische Note.

Für einen knallbunten Abschluss sorgte dann noch einmal die Schwarzlichttheatergruppe der Jakob-Sandtner-Realschule Straubing unter der Leitung von Frau Evelyn John mit dem pantomimischen Abschluss des Abends. Nun war es Zeit, nach Hause zu gehen, originell durch Neonbuchstaben in Szene gesetzt als beeindruckendem Schlusspunkt.





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