Legespiel zur Elektrizitätslehre

Elektrizitätslehre wird von den meisten Schülern der zweiten und dritten Wahlpflichtfächergruppe als eine undurchdringliche Materie angesehen. Die wenigsten Schüler unterscheiden ihrer Rolle im Stromkreis nach Stromstärke und Spannung. Mit einem "Advanced Organizer" (nach Geoff Petty) habe ich in der 9. Jahrgangsstufe versucht, die Schüler zu einer mentalen Auseinandersetzung mit dem elektrischen Strom zu bringen. "Advanced" (fortgeschritten) ist der Organizer (hier ein Mindmap) deshalb, weil die Organisation des Wissens über den elektrischen Strom nicht dem Kenntnisstand der Schüler entspricht, sondern eine Vorgabe aus der höheren Warte des Lehrers ist. Ich habe die fachlichen Inhalte in Form von Kärtchen und die Struktur der Wissensorganisation in Form eines "blinden" Mindmaps vorgegeben. Die Schüler erhielten weiter keine Hilfen vom Lehrer. Korrekturen sollten innerhalb den, von Arbeitsschritt zu Arbeitsschritt wachsenden, Gruppen stattfinden.

Um innerhalb der Klasse auch schwächere Schüler in den Prozess mit einzubinden, komplexe Beziehungen zwischen Größen herzustellen, habe ich das Mindmap in fünf einander überlappende Teildiagramme unterteilt. Fünf Untergruppen (mit 2 bis 3 Schülern) waren an der Entwicklung eines Mindmaps beteiligt.

Gruppeneinteilung am "blinden" Mindmap
Gruppeneinteilung am "blinden" Mindmap

In einer kurzen Einführung im Plenum, erfuhren die Schüler die Position einiger Schlüsselkarten.

Es empfiehlt sich die Sozialform (5 Untergruppen bilden eine Hauptgruppe) und die verschiedenen Arbeitsphasen (1) bis (5) (siehe unten) zu visualisieren. Jeden Arbeitsschritt dürfen die Schüler mit dem Handy fotodokumentieren. (Das lieben die Schüler.)

(1) In den ersten 10 Minuten organisierten die Schüler in den Kleingruppen die Kärtchen, die weder ihrer Form noch ihrer Größe nach die Position im Mindmap verrieten, entsprechend der "blinden" Vorlage. Dann fotografierten sie mit dem Handy ihre Kartenanordnung.

„blinde“ Vorlage in der Untergruppe Modell
„blinde“ Vorlage in der Untergruppe Modell.
Kärtchen (eines fehlt hier)
Kärtchen (eines fehlt hier)

(2) In manchen Klassen traten die Schüler erst dann miteinander in einen Diskurs über eine sinnvolle Position der Karten ein, wenn sie mit der Parallelgruppe aus der anderen Hauptgruppe vergleichen durften. Der Zeitbedarf für diesen Vergleich richtete sich danach, wie kritisch die Gruppenmitglieder vorher mit ihren Vorschlägen umgegangen waren (ca. 3-7 Minuten).
Die Schüler fotografierten mit dem Handy ihre eventuell verbesserte Kartenanordnung.

(3) Die Schüler mussten nun ihre Ergebnisse mit den jeweiligen Nachbargruppen ihrer Hauptgruppe collagieren. Doppelt vorkommende Karten wurden übereinander gelegt und bildeten so die Nahtstellen der Teilergebnisse. Auch das Ergebnis dieser Gruppenphase wurde fotografisch festgehalten.

Den Schülern muss klar gemacht werden, dass die neu entstandene Untergruppe zusammen Verantwortung für den Inhalt übernimmt und entsprechend Änderungen an den Kärtchen-Anordnungen aus Phase(2) auch jetzt noch möglich sind. (Zeitbedarf ca. 7 Minuten)

(4) Im letzten Schritt dieser Stunde kamen alle Schüler einer Gruppe zusammen und collagierten die Teilergebnisse zum großen Ganzen. Das Fotografieren war nun schon etwas anspruchsvoller. Bewährt hat es sich, die Karten so zu legen, dass man zwei Fotos zu einem A3-Plakat kleben kann.

(Zeitbedarf ca. 10 Minuten)
Die Schüler haben mir ihre Fotos geschickt und ich habe ihnen in der nächsten Stunde Fotokopien davon gegeben, so dass sie einen Hefteintrag über eine DIN A3 Seite gestalten konnten.

(5) Die Schüler mussten nun die abgebildeten Karten sinnvoll durch Pfeile verbinden. Dazu mussten sie sich noch einmal ohne Vorlage mit den Beziehungen zwischen allen Karten auseinandersetzen. Das führte zu dem schönen Nebeneffekt, dass die Schüler unterschiedliche mögliche Verbindungen fanden. (Zeitbedarf netto 10 Minuten)

Ich habe diese Stunde drei Mal gehalten. Jedes Mal war die Gruppendynamik anders. So schwer es mir fiel mich heraus zu halten, so schwer war es für die Schüler keine Hilfen zu bekommen. Der Gewinn war, dass die Schüler miteinander diskutierten und siehe da, sie konnten eine Lösung finden.

Christof Wittmann

Lösung
Lösung



© Bayerisches Realschulnetz  2024