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Inspirierender Schulentwicklungstag in Würzburg

400 Teilnehmer beschäftigten sich beim Schulentwicklungstag, der am 2. Oktober an der Uni Würzburg stattfand, mit den Chancen und den Herausforderungen der Digitalisierung für die Bildung.

Die Digitalisierung ermöglicht neue Formen des individuellen Lernens, des differenzierten Unterrichtens und des Feedbacks. Diese Formen erweitern für die Lehrkräfte das didaktische Spektrum. Das wirkt sich auf die Grundfragen des Lernens aus: Was wird in Zukunft wann und wo gelernt? In seinem Hauptvortrag gab Professor Dr. Olaf-Axel Burow (em.) einen inspirierenden Überblick über die derzeitigen pädagogischen und didaktischen Diskussionen und Ansätze. Beim Thema Digitalisierung sei eine „Dividende“ möglich, wenn sich die Schulen auf den Weg machen, das Potenzial der neuen Medien zu nutzen. Er zeigte interessante Beispiele für gelungene Schulentwicklung und bezeichnete die Schulleitung als den „Motor der Schulentwicklung“.

Während der anschließenden Workshops zeigten Lehrkräfte aller Schularten Unterrichtsbeispiele. Sie hatten sich auf den Weg gemacht, neue Lehr- und Lernformen ausprobiert und gaben den Teilnehmern Einblicke und Informationen, wie die Medienkompetenzen im Rahmen des LehrplanPlus geschult werden können. Studienrat Andreas Grefenberg von der staatlichen Realschule Bessenbach zeigte anhand von Unterrichtsbeispielen, wie er Medien zur Unterrichtsvorbereitung, -durchführung und -nachbereitung nutzt. Er gab auch Einblicke in MEBIS und präsentierte gelungene Umsetzungsbeispiele. „Unsere Schülerinnen und Schüler nutzen selbstverständlich Medien. Wir können Sie da abholen und haben dadurch mehr Möglichkeiten zu interagieren und in Kontakt zu kommen“, sagte Grefenberg. Auch Burow sprach in seinem Hauptvortrag davon, dass es beim Unterrichten künftig um „High Touch“ statt um „High Tech“ gehen soll.

In Unterfranken ist die Realschule Bessenbach neben den Realschulen in Ochsenfurt, Alzenau und Großostheim eine Referenzschule für Medienbildung. Hier gibt es bereits ein Mediencurriculum, einen Fortbildungsplan und einen Ausstattungsplan. „Die Schulung und Fortbildung der Lehrkräfte stellen eine große Herausforderung dar.“ Jörg Tully vom Lehrstuhl für Sonderpädagogik I an der Uni Würzburg erklärte zum Beispiel den Teilnehmern seines Workshops, was man unter „Screen Stream Mirroring“ versteht und wie Kopierschutzstecker namens „Dongels“ verwendet werden.

Pädagogen stehen jedoch nicht nur vor der Herausforderung, sich ein Knowhow über den Einsatz verschiedener Hard- und Software für den Unterricht anzueignen. Gleichzeitig sind sie gefordert, die mit der Digitalisierung verbundenen Probleme aufzugreifen und die Schüler kompetent zu machen im Umgang mit Neuen Medien. Besonders brisant ist das Thema „Fake News“. Laut Harald Retsch, Deutsch- und Sozialkundelehrer am Würzburger Ursulinen-Gymnasium, gab es zwar von jeher die Gefahr falscher Nachrichten: „Doch durch die Neuen Medien verbreiten sich diese Nachrichten in einer ganz anderen Geschwindigkeit, auch ist die Reichweite viel höher.“

Das bedeutet für die Verbreiter falscher Nachrichten einen immensen Qualitätsunterschied im Vergleich zu früher – und für Lehrkräfte eine enorme Herausforderung. So war das Thema „Wählermanipulation“ noch nie so virulent wie heute. Eine „Checkliste“, auf die hin man eine Meldung als wahr oder falsch einschätzen könnte, gebe es nicht.

„Wichtig ist es aus diesem Grund, den Jugendlichen zu vermitteln, dass sie sich langfristig eine Meinung über verschiedene Parteien bilden müssen“, so Retsch. Was zugegebenermaßen mühselig sei. Doch Wahlentscheidungen, die wenige Stunden vor der Wahl aufgrund einer im sozialen Netzwerk verbreiteten „Topmeldung“ getroffen werden, können nicht fundiert sein. „Natürlich gibt es Risiken der Digitalisierung“, unterstrich auch Olaf-Axel Burow, der bis April 2017 eine Pädagogik-Professur an der Universität Kassel innehatte. Lehrer seien gefordert, ihren Schülern beizubringen, neue Medien kritisch und kreativ zu nutzen. Vor allem Demokratieerziehung sei heute wichtiger denn je: „Denn dass über soziale Medien Unwahrheiten verbreitet werden, ist ein riesiges Problem.“ Für die Schule bedeutet die Digitalisierung laut dem Autor des Buchs „Digitale Dividende“, dass sie sich grundlegend reformieren muss. Ihre Aufgabe bestehe nicht länger darin, Schülern einen „Rucksack voll Wissen“ mitzugeben: „In Zukunft kann es nur um lösungsorientiertes Lernen gehen.“

Der Schulentwicklungstag wird in Unterfranken schulartübergreifend und in Kooperation mit der Universität durchgeführt. Für die unterfränkischen Realschulen arbeitet Schulentwicklungskoordinator Christian Freiburg im Planungsteam mit.





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