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Demokratieerziehung und Klimaschutz an der Georg-Büchner Realschule

Ein Interview von Katharina Gallas mit Verena Bräuchler

Frau Gallas: Guten Morgen Frau Bräuchler! Sie sind an der Georg-Büchner-Realschule für das interessante Projekt „KlimaRatSchule“ verantwortlich. Was ist das genau?

Frau Bräuchler: Das Projekt wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert und in dem Zeitraum von 2021 bis 2024 bundesweit zunächst an 44 Schulen umgesetzt. Das Besondere an KlimaRatSchule ist die Methode des Mikro-Bürger*innengutachtens nach Scheffler und Hoedt, die von Solare Zukunft e.V. für Schulen modifiziert wurde. Ziel ist es, die Schüler*innen bei der Bestimmung und Priorisierung von nicht-investiven Maßnahmen und freiwilligem Engagement einzubinden. Dadurch soll eine Klimaschutz- und Nachhaltigkeitskultur an Schulen etabliert sowie die Ziele einer Bildung für nachhaltige Entwicklung und des „whole school approaches“ unterstützt werden.

Frau Gallas: Auf dem offiziellen Informationsflyer steht die Überschrift „Klimaschutz und Demokratie-Bildung“. Scheinbar werden also zwei Ziele mit der KlimaRatSchule verfolgt. Können Sie uns das erklären?

Frau Bräuchler: Durch die Verwendung eines aleatorisch-demokratischen Beteiligungsverfahrens wird unseren Schüler*innen eine direkte und zugleich repräsentative Stimme gegeben. Diese Form der „Los-Demokratie“ gilt bisher als beste Form, rationale und zukunftsfähige Entscheidungen zu treffen und wird daher immer wieder von Expert*innen für verschiedene Bereiche der Politik gefordert. Gleichzeitig transportiert das Projekt wichtige Lerninhalte rund um das Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit in die Schule.

Frau Gallas: Letzte Woche fand das sogenannte „Mikro-Bürger*innen-Gutachten“ statt. Bitte erzählen Sie uns davon!

Frau Bräuchler: Genau wie beim großen Vorbild, dem Bürger*innen-gutachten, wurden bei uns Schüler*innen per Los gewählt und eingeladen. Insgesamt konnten knapp 30 Jugendliche teilnehmen. Zunächst erhielten sie fachlichen Input von je zwei Schülerinnen und Schülern der 7. Klasse, die Teil des Klimarat-Teams sind. Einmal ging es um das Thema Energie in der Schule und einmal um das Thema Ernährung in der Schule. Anhand des CO2-Fußabdrucks, den unser Klimarat-Team in den letzten Monaten zusammen mit Green City e.V. ermittelt hat, wurden die Problemzonen unserer Schule im Bereich Energie bzw. Ernährung herausgearbeitet und Vorschläge für entsprechende Maßnahmen gemacht. Anschließend arbeiteten die gelosten Schüler*innen in – wiederum zufällig zusammengestellten – Planungszellen, um über die Vorschläge zu diskutieren sowie eigene Ideen einzubringen. Diese wurden dann von den Gruppen im Plenum vorgestellt und mit Hilfe von Aufklebern bepunktet.

Frau Gallas: Der Begriff der Klimaneutralität taucht immer wieder auf. Ich kenne ihn aus der Architektur: Energetisch ertüchtigten Bauwerken gelingt es, sofern sie klimaneutral sind, nicht mehr Energie zu verbrauchen, als sie selber erzeugen. Aber kann eine Schule, die in einem alten und nur zum Teil sanierten Gebäude untergebracht ist, jemals dieses hehre Ziel erreichen?

Frau Bräuchler: Da fällt mir jetzt nur das alte chinesische Sprichwort von Lao-tse ein: „Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt.“. Was meiner Meinung nach aber viel mehr zählt, ist die Sensibilisierung junger Menschen für ein Thema, welches mehr als jedes andere ihre Zukunft und die der nachfolgenden Generationen prägen wird! Zum anderen finde ich es ungeheuer wichtig, Demokratie in die Schulen zu bringen und Schüler*innen an demokratischen Prozessen zu beteiligen. In einer Zeit, in der Demokratien global immer mehr ins Wanken geraten, ist dies einer unserer größten Bildungsaufträge.

Frau Gallas: In ganz München nehmen nur fünf Schulen an dem Projekt teil. Und davon sind Sie die einzige Realschule! Was macht die Georg-Büchner-Realschule so besonders, dass sie in diesem Bereich eine Vorreiterstellung einnimmt?

Frau Bräuchler: „Gemeinschaft, Begeisterung und Respekt“ – das haben wir uns mit unserem Leitbild auf die Fahnen geschrieben. Alle drei Aspekte werden – wie ich finde – mit diesem Projekt gleichermaßen benötigt und angesprochen. Schlimm fände ich, wenn komplexere Vorhaben wie dieses nur den Gymnasien vorbehalten sein sollen. Mit der entsprechenden Unterstützung durch engagierte Lehrkräfte kann die Umsetzung meiner Meinung nach an allen Schularten gelingen.

Frau Gallas: Vielen Dank für diese spannenden Einblicke. Ich wünsche Ihnen alles Gute und hoffe, dass sich die KlimaRatSchule auch weiterhin so toll entwickelt!





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