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vbw-Studie bestätigt Stärke der Realschulen bei der Digitalisierung

In der Jakob-Stoll-Schule werden die von der Stadt Würzburg geleasten iPads bald intensiv im digitalen und analogen Unterricht genutzt werden können. Im Vordergrund steht einer von fünf Koffern, in denen die iPads aufgeladen werden. v.li: Bürgermeisterin und Stadtschulrätin Judith Jörg, Lehrer Thomas Schädel und Rektor Alexander Röhrer.

Ebern: Im täglichen Wechsel ist die Hälfte der Klasse anwesend, die andere Hälfte Zuhause am PC, Ton und Tafelbild werden simultan nach Hause übertragen.

„Fast exakt vor einem Jahr begann die Pandemie und unsere Schulen mussten von jetzt auf gleich in den Distanzunterricht wechseln. Viele bayerische Realschulen waren im Bereich der Digitalisierung bereits sehr gut aufgestellt, weil viele Schulleitungen schon vor Jahren erkannt hatten, dass die Realschulen immer auch die Anforderungen in Beruf und Gesellschaft im Blick haben müssen. Der digital gestützte Unterricht funktionierte daher in den meisten Fällen von Anfang an gut und wurde mit der Zeit immer besser. Es gibt jedoch nichts, was nicht noch besser werden kann“, äußert sich Jürgen Böhm, Vorsitzender des Realschullehrerverbands (brlv), nach der Präsentation der Neuauflage der Studie „Digitale Bildung an bayerischen Schulen“ der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (vbw).

Beispiel „MB-Schule“ staatliche Realschule Würzburg I (Jakob-Stoll-Schule):
Bürgermeisterin und Stadtschulrätin Judith Jörg überzeugte sich bei einem Besuch vor Ort von der Wirksamkeit der neuen Anschaffungen: „Die Stadt Würzburg least als Sachaufwandsträger für die hiesigen Schulen die digitale Technik, wie Server, Stand-PCs, Notebooks, Beamer, Dokumentenkameras und digitale Tafeln. Die Jakob-Stoll-Schule setzt davon nicht alles ein, aber dies sehr gut durchdacht“, freut sich die Schulbürgermeisterin. Die „Stoll“ verzichtet beispielsweise auf die digitalen Tafeln.

„Wir kommen mit den Mitteln, die die Stadt Würzburg für die Schulen bereithält, dem Ideal des digitalen Klassenzimmers sehr nahe – ohne überall digitale Tafeln haben zu müssen“, erklärt Schulleiter Alexander Röhrer. „Stattdessen hinterfragen wir bei digitalen Ausstattungsmöglichkeiten, ob diese didaktischen Mehrwert bringen. Wir überprüfen, ob der Einsatz technischer Möglichkeiten vertieftes, zukunftsweisendes Lernen fördert und beispielsweise Anforderungen an Schülerinnen und Schüler unterstützt wie Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken. Dafür muss man nicht alles haben wollen, was auf dem digitalen Markt für Schulen angeboten wird.

Die Schülerinnen und Schüler profitieren, denn das sichere Arbeiten mit allen digitalen Einsatzmöglichkeiten kann – so paradox es klingen mag - Lernen mit allen Sinnen eröffnen. Beispiel Geschichtsunterricht, Hausaufgabe zum Thema Alexander der Große: Ein Sechstklässler löste die Aufgabe mit einem selbst gedrehten Video mit Drohnenkamera und unterlegte die Bilder mit Fakten zum Leben Alexanders des Großen, den er selbst spielte. „Wenn das nicht im Gedächtnis bleibt …“, freut sich Schulbürgermeisterin Judith Jörg über so viel Kreativität.

Die Digitalisierung stärkt auch die Kommunikation innerhalb der Schulfamilie: „Tatsächlich erreichen wir mehr Eltern, die sonst nicht in die Schule kommen konnten, mit unseren digitalen Sprechtagen“, berichtet Schulleiter Röhrer. Über digitale Tools, wie z. B. Schulmanager-Online oder die Eltern-Schüler-Informations-App ESIS versenden die Schulen jetzt Elternbriefe und Schulnachrichten. Eltern können Sprechstunden buchen, verpassten Unterrichtsstoff einsehen und Kinder krank melden.“ Die Lehrkräfte vernetzen sich über Kommunikationstools, wie z. B. Microsoft-Teams.

Für den Distanzunterricht rüsten derzeit fast alle Städte und Landkreise über das Förderprogramm „Bayern digital II“ die Realschulen in Unterfranken aus. Idealerweise erfolgt eine enge Abstimmung mit den Schulleitungen.

Beispiel Wechselunterricht an der staatlichen Realschule Ebern (Dr.-Ernst-Schmidt-Realschule): Die Investitionen des Sachaufwandsträgers in digitale Tafeln und Headsets machen sich bezahlt. Die Anwesenheit der Klassen, die sich in Quarantäne befinden, oder die der Schüler*innen, die im täglichen Wechsel zuhause und in der Schule am Unterricht teilnehmen, wird mithilfe der Software Microsoft Teams zu Unterrichtsbeginn überprüft. Nach einem gemeinsamen Startschuss in den Tag per Audio-, Videokonferenz oder Klassenchat, finden sich im jeweiligen Fachteam dann Arbeitsaufträge und ggf. auch gleich die passenden Aufgaben, Links zu ausgewählten interaktiven Übungen auf Lernplattformen oder kurze Videoclips. Vielfach gibt es sogar Unterricht live aus dem Klassenzimmer direkt nach Hause. Und zwar über die Freischaltung der elektronischen Tafel, sodass die Schüler*innen alles, was dort passiert, mitverfolgen, ja sogar bearbeiten können. Dank der neu angeschafften Headsets können sie ihre Lehrer*innen hören. Selbst können sie sich auch aktiv in das Unterrichtsgeschehen einbringen, indem sie virtuell die Hand heben und anschließend über das Mikro am eigenen Smartphone, Tablet, Laptop oder PC zu Wort melden.

Die Lehrkräfte an den unterfränkischen Realschulen unterrichten täglich in Klassenzimmern, die immer digitaler werden. Sie sind bereit, Neues zu wagen, auch wenn es schon einmal vorkommt, dass die Technik nicht mitspielt. Viele erfinden ihren Unterricht derzeit neu und nehmen zusätzlich an Fortbildungen oder Selbstlernkursen teil. „Zum Lernen ist man zum Glück nie zu alt und Lachen hilft ja bekanntlich dabei.“, sagt Lehrerin Anja Kilian von der Realschule Ebern.

Text und Foto: Claudia Lother, Nina Hagen, Miriam Siedler. Redaktion BRN





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