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Schüler als Schiedsrichter für den Fairen Handel – Eröffnung des Fairtrade-Cafés

Die Kampagne „Fairtrade-Schools“ bietet Schulen die Möglichkeit, sich aktiv für eine bessere Welt einzusetzen und Verantwortung zu übernehmen.

„Fairness“ ist ein Schlagwort, das jeder gerne für sich in Anspruch nimmt. Ein Verhaltenskodex im sportlichen Wettbewerb. Im internationalen Handel ist Fairness meist die Ausnahme. Die Wertschöpfungskette basiert oft auf einem Ungleichgewicht. Die Verlierer sind von Beginn an bekannt: Kleinbauern, Arbeiter und Kinder, die meistens auf der anderen Erdhalbkugel die Rohstoffe abbauen, ernten oder produzieren, die für die Versorgung des Rests der Welt mit Gütern dringend benötigt werden.

Einen Schiedsrichter, der Unfairness auf dem Weltmarkt bestrafen würde, gibt es nicht. Mittlerweile wurden aber zahlreiche Organisationen gegründet, die ein wachsendes öffentliches Bewusstsein für das Ungleichgewicht schaffen. Vor allem Zertifikate sollen dem Verbraucher mehr Transparenz bei der Produktwahl ermöglichen. Eines dieser Zertifikate hat die Karl- Meichelbeck- Realschule Freising nun erworben – sie darf sich als „Fairtrade- School“ bezeichnen. Die Zertifizierung der KMRS als „Fairtrade“- Schule soll Transparenz beim Kauf von Produkten ermöglichen. Das eigens dafür eingerichtete Schülercafé soll bei den Schülern das Bewusstsein schaffen, Produkte zu kaufen, die fair gehandelt werden. Das Fairtrade- Zertifikat protestiert nicht gegen Unfairness, aber kennzeichnet dafür Produkte, wenn diese fair produziert und gehandelt werden. Das impliziert, dass viele andere Produkte dies eben nicht sind. Wichtig im Bereich „Fair Trade“ sind aber auch Zertifizierungsorganisationen, die Standards festlegen. Zu ihnen zählen u.a. faire Arbeitsbedingungen, Prämien und Umweltstandards, Vorfinanzierungen und Schulungen für Bauern, Mindestlöhne, langfristige und transparente Handelsbeziehungen sowie Bildungsarbeit und Kontrollen.

Der Schüler wird durch das Café, in dem sowohl Getränke als auch kleine Snacks verkauft werden, zum Schiedsrichter für fair gehandelte Produkte und soll sich dieser Rolle zunehmend bewusst werden. Das schuleigene Fairtrade-Team erhofft sich davon als Konsequenz eine steigende Nachfrage. 2019 stiegen die Umsätze fair gehandelter Produkte in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um fast zehn Prozent auf 1,85 Milliarden Euro. Insgesamt ist das Bewusstsein für die Ungerechtigkeit des Welthandels unter den Schülerinnen und Schüler der KMRS sehr ausgeprägt. Jedoch ist es ein großer Schritt, vom veränderten Bewusstsein zum veränderten Handeln zu kommen.

Zahlreiche Ehrengäste waren der Einladung des Schulleiters der Karl-Meichelbeck-Realschule, Bernd Friedrich, zur Eröffnung des Schulcafés gefolgt und bereicherten die kleine Feier in der Aula der Schule durch ihre Glückwünsche. Sowohl der Stellvertreter des Landrats, Robert Wäger, als auch Monika Riesch, Schulreferentin der Stadt Freising, ließen es sich nicht nehmen, an der Veranstaltung teilzunehmen. Robert Wäger bestellte die Grüße des Landrats und bestärkte die Schülerinnen und Schüler des Fairtrade-Teams darin, sich weiterhin für mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel einzusetzen. Sein Lob galt vor allem den Schülerinnen und Schülern, die so Verantwortung übernähmen. Er bedankte sich im Namen des Landkreises, dem Sachaufwandsträger der KMRS, für das Engagement der Schule im Sinne der Nachhaltigkeit.

Riesch betrachtete es als gelungen, dass die Schülerinnen und Schüler der KMRS den fairen Gedanken an ihrer Schule lebten. Für Freising sei das Café Karl sicher ein Gewinn, da die Stadt seit neun Jahren bereits eine Fairtrade-Stadt sei, die jedes Jahr sogar eine ganze Woche dem Fairtrade-Gedanken widmete.

Höhepunkt der Veranstaltung war die Ernennung der KMRS zur Fairtrade-School durch Elisabeth Krojer. Sichtlich stolz überreichte sie die Urkunde und betonte, dass die KMRS mit ihrem Engagement ein Zeichen setze für eine gerechtere Welt. Seit 50 Jahren gäbe es bereits den Fairen Handel. In Freising wurde die Kampagne „Fairtrade-Schools“ bereits im Jahr 2012 gestartet. Sie bietet Schulen die Möglichkeit, sich aktiv für eine bessere Welt einzusetzen und Verantwortung zu übernehmen. Sie verankert das Thema des „Fairen Handels“ im Schulalltag und schafft bei Schülerinnen und Schülern ein Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung. Seit dem Kampagnenstart hat sich eine bundesweite Bewegung an teilnehmenden Schulen entwickelt, die das Engagement von Kindern und Jugendlichen für Nachhaltigkeit fördert, eigenständiges Handeln bestärkt und die Vernetzung von motivierten Akteuren unterstützt. Getragen wir die Kampagne von TransFair e.V.; das Fairtrade-Café ermöglicht auch die Vernetzung und den Austausch mit anderen aktiven Fairtrade-Schools. Zudem besteht die Möglichkeit des Zusammenwirkens für gemeinsame Aktionen mit lokalen Fairtrade-Towns.

Jede Schule in Deutschland - ganz unabhängig von ihrer Schulform - kann sich als Fairtrade- School bewerben. Für diese Auszeichnung muss eine Schule nachweislich fünf Kriterien erfüllen, die das Engagement für den Fairen Handel auf verschiedenen Ebenen der Einrichtung widerspiegeln. Mit dem neu erworbenen Titel sollen die Schülerinnen und Schüler der KMRS ihr Engagement nach außen tragen sowie Freunden und Familie zeigen, wie kreativ sich die Schülerinnen und Schüler für den Fairen Handel an ihrer Schule und im Schulumfeld einsetzen.

Das Café bietet den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich aktiv für eine bessere Welt einzusetzen und Verantwortung zu übernehmen. Der Faire Handel steht für weltverknüpftes Lernen und zeigt die unmittelbaren globalen Folgen von lokalem Handeln auf. Dabei stehen die Ansprache und Motivation von Schülerinnen und Schülern im Mittelpunkt.

Gemeinsam mit der Kampagne „Fairtrade-Towns" fördert die Schulkampagne den Aufbau lokaler Strukturen, durch die sich ein langfristiger Einsatz für Fairen Handel entwickeln kann. Schulen kooperieren mit der Kommune, um die lokale Bevölkerung anhand gemeinsamer Aktionen, zum Beispiel zur„Fairen Woche“, über die Notwendigkeit eines nachhaltigen Konsums zu informieren.

Die Kampagne soll die Schülerinnen und Schüler der KMRS ermutigen, sich mit ihren Ideen für eine gerechtere Welt einzusetzen – im Schulcafé, mit einer Fairtrade-Aktion oder beim nächsten Familieneinkauf. Auf die Frage, ob die Schülerinnen und Schüler des Fairtrade- Teams ihre Mitschüler und Freunde in Sachen „Fairer Handel“ missionieren wollen, ist die Meinung einhellig: „Wir wollen auf keinen Fall besserwisserisch sein. Keiner schafft es, ausschließlich von fair gehandelten Produkten zu leben, auch wir nicht.“ Eine durchaus realistische Einschätzung der 11- bis 15-Jährigen. Im Mittelpunkt der Vorbereitungen stand auch die Förderung des Fairtrade-Teams durch die Firma Würth, die das Projekt mit 1000 Euro unterstützte, sodass die ehemalige Bibliothek zu einem Café umgestaltet werden konnte. Ziel der Firma Würth ist es, Kindern und Jugendlichen in der Zeit der Berufsorientierung die Möglichkeiten einer Ausbildung im Handwerk aufzuzeigen. Aus diesem Grund nimmt das Fairtrade-Team der KMRS an dem Wettbewerb der Firma Würth teil. Durch den Wettbewerbscharakter soll der Ehrgeiz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefördert werden. Aber auch Teamgeist und Selbstvertrauen spielen eine große Rolle. Am 1.2.2020 startete die Projektphase des Wettbewerbs. Ab dann hieß es auch für das Fairtrade-Team: schrauben, schleifen, tüfteln und werkeln, was das Zeug hält! Am 26.10.2020 beginnt das Online-Voting, bei dem die Fachjury über die finalen Platzierungen entscheidet.

 

 





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