Ausbildungsplan für das Lehramt an Realschulen

3.2 Evangelische Religionslehre

Fachwissenschaftliche Kompetenzen

Die Studienreferendarinnen und Studienreferendare

  • verfügen über ein strukturiertes Fachwissen sowie grundlegende Kenntnisse der schul- und unterrichtsrelevanten Themengebiete und erweitern und vertiefen diese, um kompetent und flexibel Unterrichtsprozesse zu gestalten;
  • erkennen, wie ihr Fach zu den fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen beitragen kann und setzen dies in unterrichtliches Handeln um;
  • begründen den Bildungswert ihres Faches vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen;
  • wissen um die Zusammenarbeit von Kirche und Staat, die ihren Ausdruck in der kirchlichen Bevollmächtigung zum ER (Vocatio) findet;
  • wissen, dass die Kirche berechtigt ist, den ER durch ihre Beauftragten besuchen zu lassen und nach Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen an den dienstlichen Beurteilungen der Lehrkräfte im ER mitzuwirken;
  • wissen, dass der ER bekenntnisgebunden ist;
  • erkennen religiöse Strömungen, die begründet eine Position gegen Schrift und Bekenntnis einnehmen;
  • wissen um die Rahmenbedingungen und Grenzen des Faches ER als ordentliches Lehrfach der Schule.

Fachdidaktische Kompetenzen

Die Studienreferendarinnen und Studienreferendare

  • verfügen über umfassende Kenntnisse zum Lehrplan, um die im Fachlehrplan festgelegten Inhalte sinnvoll über das Schuljahr zu verteilen und didaktisch begründete Schwerpunkte setzen zu können;
  • nutzen geeignete Hilfsmittel für die effektive Vorbereitung der einzelnen Unterrichtsstunden;
  • planen und strukturieren den Unterricht in sinnvollen Einheiten und legen Lernprozesse unter Berücksichtigung des Prinzips der didaktischen Reduktion so an, dass die Schülerinnen und Schüler die im Fachlehrplan ausgewiesenen Kompetenzniveaus nachhaltig erreichen;
  • nutzen Möglichkeiten der Differenzierung und werden so den unterschiedlichen Begabungspotentialen der Schülerinnen und Schüler gerecht;
  • steuern den Lernprozess mittels vielfältiger Formen des Feedbacks;
  • entwerfen sinnvolle Leistungserhebungen, um den Kompetenzerwerb bei den Schülerinnen und Schülern zu prüfen und verfügen über eindeutige und nachvollziehbare Bewertungskriterien;
  • reflektieren ihren eigenen Unterricht, um die eigenen Unterrichtskompetenzen fortlaufend zu verbessern und zu optimieren;
  • erkennen Gemeinsamkeiten, Besonderheiten und Unterschiede in der Herangehens- und Betrachtungsweise der Fächer, um fächerverbindende Schul- und Unterrichtsvorhaben anzustoßen und professionell durchzuführen;
  • fördern die religiöse Mündigkeit ihrer Schüler;
  • deuten die Lebensrelevanz der Schule aus der Perspektive des Evangeliums;
  • reflektieren ethische und interreligiöse Fragestellungen in der Begegnung und Auseinandersetzung mit der christlichen Überlieferung und bieten ihren Schülern somit Raum dafür, christliche Antworten auf der Grundlage von Toleranz, Wertschätzung und Respekt zu finden;
  • reflektieren christliche Traditionen, um exemplarisch christliche Formen des Feierns und Meditierens mit den Schülern zu erproben;
  • wissen, dass Kirche durch ihre Mitglieder Lebendigkeit und der Glaube in der kirchlichen Gemeinschaft Stärkung erfährt;
  • fördern beim Schüler folgende Kompetenzen:
    • am christlichen Welt- und Menschenbild orientierte Schlüsselqualifikationen;
    • Verständnis von christlichen Sprach-, Symbol- und Ausdrucksformen;
    • Bereitschaft zur Identifikation mit biblischen Gestalten und christlich handelnden Personen aus Geschichte und Gegenwart;
    • verantwortliches Wahrnehmen christlicher Freiheit.

Methodische Kompetenzen

Die Studienreferendarinnen und Studienreferendare

  • festigen und erweitern ihre Kenntnisse über unterschiedliche Arbeits- und Sozialformen sowie methodische Möglichkeiten und setzen diese gemäß der jeweiligen Zielsetzung des Lernprozesses adäquat ein;
  • beherrschen eine schüler- und zielorientierte Gesprächsführung und bedienen sich einer situationsgerechten Frage- und Impulstechnik, um den Lernprozess effektiv und zielgerichtet zu steuern;
  • stellen eigene Unterrichtsmaterialien (z. B. kreatives Gestalten, problemorientiertes Aufarbeiten aktueller Ereignisse vor dem Hintergrund des Fachlehrplans) her, um den jeweiligen Lernprozess vielseitig, anschaulich und individuell zu gestalten;
  • leiten die Schülerinnen und Schüler dazu an, zunehmend selbstständig eigene fachbezogene Fragestellungen zu entwickeln, zu deren Beantwortung Recherchen durchzuführen und anschließend ihre Ergebnisse zu präsentieren;
  • besuchen professionell geplant und angeleitet außerschulische Lernorte (z. B. Kirchenraumpädagogik, Moschee- und Synagogenbesuch usw.; Unterrichtsgang zu diakonischen Einrichtungen; Einladung externer, für die religiöse Sozialisation relevanter Partner) bzw. laden Experten zu sich in den Unterricht ein, um für die Schülerinnen und Schüler die positiven Effekte einer Realbegegnung nutzbar zu machen;
  • nutzen Medien (z. B. im Rahmen des Erzählens, für Rollenspiele, Meditationen) zur Impulsgebung, Motivation und Erarbeitung und überprüfen dabei deren fachliche und didaktische Relevanz;
  • sind in der Lage, gemäß landeskirchlicher Verordnung Gottesdienste und religiöse Feste und Feiern im schulischen Umfeld zu gestalten;
  • sind sensibilisiert, Schüler bei ihrer Suche nach religiösen und existenziellen Fragestellungen zu unterstützen.

Erzieherische Kompetenzen

Die Studienreferendarinnen und Studienreferendare

  • zeigen sich im Umgang mit allen am Schulleben Beteiligten teamfähig, kooperations- und hilfsbereit und entwickeln damit Schule weiter;
  • entwickeln die Fähigkeit, sich selbst und die Schülerinnen und Schüler für fachliche Fragestellungen zu motivieren und so Interesse, Wertschätzung und Begeisterung für das Fach zu wecken;
  • begegnen den Schülerinnen und Schülern als Vorbild in Bezug auf die Grundwerte in unserer Gesellschaft und ermutigen sie zu freier Meinungsäußerung und Zivilcourage;
  • bedienen sich verschiedener Diagnose- und Rückmeldeverfahren, um individuelle Förderung zu betreiben und Unterrichtsprozesse zu verbessern;
  • legen eigene Ressourcen durch die Nutzung von Strategien zur effizienten Gestaltung des Arbeitsalltags (z.B. Zeitökonomie, Automatisierung) frei, um u. a. den sich ständig ändernden Anforderungen an Schule gewachsen zu sein;
  • reflektieren das Spannungsverhältnis zwischen Leistungsmessung und -beurteilung im Religionsunterricht einerseits und seelsorgerlicher Begleitung der Schüler andererseits;
  • nehmen Verunsicherungen und Probleme der Schüler bei ihrer religiös-weltanschaulichen Entwicklung wahr und stehen ihnen beratend bei;
  • stellen Freiräume im evangelischen Religionsunterricht zugunsten religiöser Entwicklungsprozesse zur Verfügung, in denen keine Leistungsmessung erfolgt;
  • sind sich bewusst, dass sie als Religionslehrer auch als Repräsentanten der Kirche wahrgenommen werden;
  • sind für den Umgang mit Fragen, Zweifeln und Überzeugungen von Schülern sensibilisiert;
  • vertreten ein am Gebot der Nächstenliebe orientiertes Miteinander mit den Schülern und sind offen für seelsorgerliche Aufgaben;
  • sind in der Lage, Leben und Glauben im eigenen Lebensvollzug zusammen zu bringen und ihre Glaubwürdigkeit und Authentizität im Unterricht zu reflektieren.



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