Aktuelle Meldungen - Einzelansicht

Theater als Problemlöser – ein „Icebreaker“ kann helfen

Nachbesprechung in einer 10. Klasse: Wann ist man überhaupt depressiv? Was ist der Unterschied zu „Heute geht es mir nicht so gut.“ Und eine wichtige Beobachtung: Wenn jemand ein gebrochenes Bein hat, nimmt jeder Rücksicht, weil man sieht, dass jemand Schmerzen hat. Aber sieht man einem Depressiven die Krankheit an? Was weiß ich über Symptome oder wie kann ich darauf reagieren, bei mir, bei anderen? Gibt es jemandem in meinem Bekannten- oder Verwandtenkreis, mit dem ich darüber reden kann, wenn es mir selber nicht gut geht?

All dies sind Gedanken, die die Jugendlichen nach dem Erleben des Theaterstücks „Icebreaker“ umtreibt. Das Stück über Anna und Robert, zwei Figuren, die an Weltschmerz und Motivationslosigkeit leiden, und die bravourös von Mitschülern aus den 8. und 9.Klassen dargestellt wurden, bewegt bis ins Private hinein. Besonders gefallen hat dem Publikum seine Einbeziehung in entscheidende Szenen des Stückes und dass sie als Denkanstoß einen Flyer zur Selbstbeurteilung und -einschätzung bei depressiven Störungen mitbekommen haben. Das Theaterstück greift die Thematik Depression jugendnah auf, denn nie war der Druck auf junge Erwachsene so groß wie heute: Ständige Präsenz der Sozialen Medien und damit der virtuellen Vergleichsmöglichkeiten, besser, höher, schneller und vor allem schöner und interessanter zu sein als andere, ist eine Problemstellung, die unsere Jugend täglich begleitet. Der Urlaub muss auf TikTok genügend Klicks, das Essen beim Chinesen mindestens Instagram-kompatible Fotos liefern, der soziale Druck ist enorm – auch was das eigene Aussehen anbelangt: Optimierung scheint immer möglich und oft angebracht. Oder? Nicht zuletzt kommen die Anforderungen, die dann noch das „normale Leben“ an einen stellt, Schule, Familie, die echten Freunde, mit hinzu. Das lässt manche verzweifeln. Doch hier hilft nur, das Thema psychische Krankheiten aus der Tabu-Ecke zu holen, zu sensibilisieren und darüber zu reden, zu zeigen „Du bist nicht allein!“ Und das ist genau das, was die Macher von „Icebreaker“ bewirken wollen. Schaut man in die 10. Klasse, scheint ein guter Schritt in die richtige Richtung gemacht zu sein.

Das Theaterstück wurde innerhalb von vier Tagen im Rahmen der Projektpräsentation der 9. Klassen der Staatlichen Realschule Ochsenfurt (Realschule am Maindreieck) einstudiert unter der Leitung von Tabea Hildner (Agentur Kunstdünger) und Antje Eckhoff-Fieber (Realschule Ochsenfurt) mit finanzieller Unterstützung der AOK Bayern, die das Projekt auch in Auftrag gegeben hat. Die Schirmherrschaft übernahmen die Staatsministerien für Unterricht und Kultus sowie für Gesundheit, Pflege und Prävention.

Text: Mirna Müller-Späth  

Bilder: Annette Günther 

Redaktion: BRN (SN)





© Bayerisches Realschulnetz  2025