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Die gemeinsame Suche nach dem „Erbe der Welt“

Was ist das „Erbe der Welt“ und wie sehr ist dieses durch die Entwicklung der Menschenrechte oder den Erhalt historischer Orte geprägt? Mit diesen Fragen haben sich vier Schulen aus beiden Bundesländern auseinandergesetzt und die Ergebnisse des bereits im Jahr 2020 erarbeiteten Projektes anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der deutschen Wiedervereinigung in Zwickau präsentiert. Gastgeber der Veranstaltung war das Käthe-Kollwitz-Gymnasium Zwickau, das ebenso wie die Käthe-Kollwitz-Oberschule Crimmitschau an dem Projekt teilnahm. Aus Bayern zu Gast waren die St. Bonaventura-Realschule Dillingen und das Theodor-Heuss-Gymnasium Nördlingen. „Der Aktualität hat das nicht geschadet, denn die Leitfragen dieser Begegnung sind heute präsenter denn je“, sagte die bayerische Kultusstaatssekretärin Anna Stolz, die gemeinsam mit dem sächsischen Kultusminister Christian Piwarz und vielen weiteren Gästen an einem durch die Schülerinnen und Schüler beider Bundesländer gestalteten Galerierundgang zu Menschenrechten und Stätten des Welterbes teilnahm. Im anschließenden Podiumsgespräch betonte Anna Stolz: „Die Schülerinnen und Schüler haben hier eindrucksvoll gezeigt, dass die Menschenrechte, so wie wir sie kennen, nicht selbstverständlich sind. Es ist wichtig, dass wir uns stets daran erinnern, welche Opfer gebracht wurden, damit wir heute dieses Leben führen können. Dazu zählen auch die UNESCO-Stätten des Welterbes. An so beeindruckenden Orten wie der Würzburger Residenz in meiner Heimat werden die Geschichte und das Erbe unserer Vorfahren lebendig. Es sind Orte des Austauschs und der Begegnung. Auch über Grenzen hinweg, denn durch unser Erbe entsteht Verantwortung für uns selbst und auch für künftige Generationen.“ Die Schülerinnen und Schüler der St.-Bonaventura-Realschule Dillingen hatten sich dazu mit den eigenen Schulgründerinnen, den Dillinger Franziskanerinnen und deren besonderen Rolle für die Frauenrechte, deren Integration und Gleichberechtigung im Rahmen der Bildung auseinandergesetzt. Zudem trat hier auch die besondere Rolle von Schwester Theresia Haselmayer und Johann Evangelist Wagner hervor, die zusammen die erste Schule für gehörlose Mädchen gegründet haben. Heute betreut Regens Wagner Menschen mit unterschiedlicher Behinderung mit dem Ziel, dass diese ein möglichst selbstständiges Leben führen können. Hierzu hat die UNESCO-gruppe Dillingen drei Zeitdokumente erstellt, die eindrucksvoll durch Schwestern des Franziskanerklosters Dillingen und Maria Medingen. Sr. Frederike und Sr. Eva den geschichtlichen Hintergrund schildern. Zudem hat der Archivar von Regens Wagner, Bernhard Brenner, die genaue Rolle der Dillinger Franziskanerinnen in der Gründungsgeschichte von Regens Wagner erläutert. Insgesamt wurde damit sichtbar gemacht, wie wichtig damals der Einsatz einzelner Klosterfrauen für die Bildungsgeschichte Dillingens und mittlerweile auch deutschlandweit war. Anna Stolz bedankte sich ausdrücklich bei allen mitwirkenden Schülerinnen und Schülern sowie deren Lehrkräften: „Es braucht viel Zeit und Ausdauer, ein Projekt von der ersten Idee bis zur Präsentation vor Publikum zu entwickeln. Mit Ihrem Engagement leisten Sie einen wertvollen Beitrag für das Bewusstsein um unsere Geschichte und auch für die sächsisch-bayerische Freundschaft.“ Was sind UNESCO-Projektschulen? Die Idee der UNESCO-Projektschulen entstand im Jahr 1953 mit dem Ziel der Friedenserziehung nach dem zweiten Weltkrieg. Die Schulen verankern in ihren Schulprofilen und in der pädagogischen Arbeit die Ziele und Werte der UNESCO. Sie sind Modellschulen für grenzübergreifende Zusammenarbeit, an denen die Ziele und Werte der UNESCO gelebter Alltag sind. Heute gibt es weltweit rund 11 500 Projektschulen, davon 32 in Bayern.

Text und Foto: Dr. Alexandra Bucur und Daniel Layer (UNESCO-Koordinatoren)





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