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„Life after Survival"

Frau Kurrer und Herr Wagatha vor der Eröffnung der Ausstellung

Zurück in der Realschule in Markt Indersdorf fragen uns viele Schüler, wie es denn gewesen sei bei der Ausstellungseröffnung „Life After Survival“. „Steht jetzt wirklich bei der UNO in New York unsere Ausstellung, die wir im Barocksaal angesehen haben?“, fragen manche überrascht und gleichzeitig stolz. Die Schüler der 9. Klassen nehmen seit vielen Jahren am Zeitzeugenprojekt teil und kennen daher die Geschichte der Überlebenden, die sie besucht haben. „Wie es überhaupt möglich war, weiterzuleben nach dem grausamen Verlust der Familie, von dem eine Frau den Schülern erzählt hat“, ist eine Frage, die gestellt wurde. Und die Antwort war eindeutig: „Wir waren jung und wir haben nach vorne geblickt.“

Wie die Kinder des Kinderzentrums in Indersdorf, das die UNRRA 1946 im Kloster Vinzenz von Paul einrichtete, diese Einstellung erreichten, wird klar, wenn man die Ausstellung, die Anna Andlauer zusammengestellt hat, betrachtet. Viele Bilder dokumentieren die Fürsorge, die man den Kindern angedeihen ließ, in Form von medizinischer Betreuung, indem Nahrung und Kleidung beschafft wurde usw. Ein „sicherer Hafen“ wurde das Kloster in Indersdorf für die bedürftigen Kinder, so bezeichnet es Felix Klein (Special Representative for Relations with Jewish Organizations, BRD) in seiner Rede bei der Eröffnung der Ausstellung in der Besucherlobby des UNO Hauptgebäudes. Unter den ca. 200 Gästen sind einige der Überlebenden, die an ihren Revers Anstecker tragen, die sie als Kinder zeigen. Das sind Kopien der Bilder, die man auf einem der Plakate sehen kann. Und auch Angehörige der Überlebenden sind anwesend. Wie viele Menschen in den nächsten Generationen von der Existenz dieses Hilfsprojekts im Kloster Indersdorf abhängen, ist gut erkennbar. Cristina Gallach (Stellvertretende Generalsekretärin der UNO, Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit) begrüßt einige der Überlebenden wie Roman Kent, Martin Hecht, Steve Israeler oder Shmuel Reinstein, ihre Angehörigen und auch einen Befreier des Konzentrationslagers Flossenbürg. Beide Redner, Frau Gallach und Herr Klein, werden am anderen Tag, dem 27. Januar, ebenfalls in der Großen Versammlungshalle der UNO anlässlich des Tages zum Gedenken an die Opfer des Holocausts sprechen. Frau Gallach weist in diesem Rahmen noch einmal auf die Ausstellung im Foyer hin, nachdem sie die bayerische Delegation gegrüßt hat.

Unser Kloster und unsere Schule sind ein geschichtsträchtiger Ort, das wussten wir natürlich schon immer. Aber was für ein Geist der Fürsorge und des Mitgefühls für die Ärmsten, die Kinder und Verfolgten des Holocaust, hier 1946 mit der UNRRA und Menschen wie Greta Fischer einzog, ist etwas Großes und Wertvolles, das nicht vergessen werden sollte und auch gepflegt werden muss. Die Stimmung bei der Ausstellungseröffnung, und auch beim gemeinsamen Essen am Abend davor, ist herzlich. Viele Hände werden geschüttelt und es herrscht eine warmherzige Atmosphäre. Herr Wagatha, der Direktor der Realschule im Kloster, erfährt im Gespräch, dass einer der Überlebenden Indersdorf seine zweite Heimat nennt. Besonders nahe geht es Herrn Wagatha, wie sehr die Zeitzeugen es wert geschätzt haben, dass wir sie vor Ort besucht und damit ihre Geschichte gewürdigt haben. Der Mann will das Kloster wieder besuchen. Anna Andlauer, die das alles auf den Weg gebracht hat, durch unermüdlichen und außerordentlichen Einsatz und große Ausdauer, ist zufrieden und strahlt. Am nächsten Tag ist kurz Zeit neue Ideen zu sammeln für weitere Treffen im Sommer, wenn eine der Überlebenden einen wissenschaftlichen Kongress in der Gedenkstätte in Dachau besucht. Dann wird die Ausstellung noch einmal in unserem Barocksaal im Kloster aufgebaut und es gibt wieder Zeitzeugengespräche.

Die Schüler, denen wir davon berichten, wie alles gelaufen ist, freuen sich. In einer 9. Klasse fragen Schüler, ob ihnen denn auch eines von den Kindern, das hier aufgenommen wurde, etwas erzählen wird. Sie wollen am liebsten aus erster Hand erfahren, wie es nach dem Krieg war, hier in ihrer Schule, die jetzt international bekannt ist. Als wir ihnen von den Plänen berichten, wollen sie sofort mehr wissen und sind begeistert.

(Michaela Kurrer, StR.in i. K.)





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