Feedback mit Mini-Whiteboards

(Zum Hintergrundartikel “Lernen sichtbar machen mit Feedback“)

Feedback in seinen verschiedenen Ausprägungen (Lehrer -> Schüler, Schüler -> Lehrer, Peer) hat sich nach den Untersuchungen von Hattie und Marzano als besonders effektiv für die Lernleistung der Schüler erwiesen. Doch hier stellt sich die Frage, wie lässt sich solches Feedback generieren, vor allem bei Klassengrößen von deutlich über 20 Schülern?

Geoff Petty[1] stellt als eine Möglichkeit in seinem Buch "Evidence-Based Teaching" die Verwendung von Mini-Whiteboards vor.

Mini-Whiteboards sind laminierte DIN A 4 - Seiten, das Format DIN A 3 ist ebenfalls möglich. Diese lassen sich mit einem Folienstift oder feinen Whiteboard-Marker beschreiben, Korrekturen können mit einem Mikrofasertuch ausgeführt werden. Somit lassen sich diese Mini-Whiteboards, wie ihre großen Brüder, immer wieder verwenden.


1. Schnelle Rückmeldung zum aktuellen Kenntnisstand

Mit Hilfe der Mini-Whiteboards lässt sich schnell ein Feedback für den Lehrer über den aktuellen Kenntnisstand der ganzen Klasse generieren. Dies kann sowohl in Form einer Wiederholung zum Stundenbeginn, als Überprüfung eines Zwischenziels im laufenden Unterricht oder als Schlusszusammenfassung am Ende der Unterrichtseinheit geschehen. Die Schüler können zügig eine Frage des Lehrers beantworten und durch Hochhalten des Mini-Whiteboards der Lehrkraft die Antwort anzeigen. Außer der schnellen Information für die Lehrkraft kann auf diese Weise auch eine Diskussion über den aktuellen Lernstoff in der Klasse angeregt werden: Die Schüler interessieren sich auch für die Ergebnisse ihrer Mitschüler und können so auf Antworten eingehen, die von ihren eigenen abweichen. Beispiele für den Einsatz:

  • Sprachunterricht: Vokabel-/Grammatik-Abfrage, ….
  • Mathematik: Zeichnen von Graphen, Rechenaufgaben lösen, Erstellen von Planskizzen, ….
  • Physik: Zeichnen von Schalt-/Versuchsskizzen, phys. Berechnungen., Entwickeln von Lösungsstrategien, ….


2. Rückmeldung über vertieftes Lernen

Beim Lernen werden die neuen Inhalte in die bereits vorhandene kognitive Landkarte, die wir in unseren Gehirnen mit uns herumtragen, eingebaut (s. Artikel Entstehung mentaler Modelle). Diese Verknüpfungen lassen sich durch Mind-Maps und andere graphische Organisationsstrukturen sichtbar machen. Wenn die Schüler in der Verwendung solcher Werkzeuge geübt sind, können sie zum Beispiel die Zusammenhänge innerhalb eines Themengebietes graphisch auf dem Mini-Whiteboard darstellen. Die Lehrkraft sieht dann auf einen Blick, an welcher Stelle es zu Fehlverknüpfungen gekommen ist. Ist die Verwendung graphischer Organisationsstrukturen noch nicht eingeübt worden, kann die Lehrkraft zunächst mit den Schülern gemeinsam eine Wissenskarte (Mind Map, etc.) an der Tafel erstellen. Dabei werden die Zusammenhänge innerhalb des Themengebietes visualisiert. Anschließend sollen die Schüler diese Map aus dem Gedächtnis auf ihr Mini-Whiteboard übertragen.

3. Peer-Feedback mit dem Mini-Whiteboard

Peer-Feedback hat nach den Untersuchungen von Hattie[2] und Marzano[3] den höchsten Stellenwert. Mini-Whiteboards eignen sich hervorragend zum Initialisieren von Feedback-Prozessen zwischen den Schülern.

Nimmt man z. B. das unter Punkt zwei beschriebene Verfahren für die Entwicklung von graphischen Wissenskarten, so können die Schüler untereinander ihre Arbeiten austauschen und sich gegenseitig ergänzen und verbessern. Dazu sollte darauf geachtet werden, dass die zusammenarbeitenden Schüler Stifte mit verschiedenen Farben verwenden. Anschließend erklären sie sich gegenseitig ihre Verbesserungen.

Auch die Entwicklung von Lösungsstrategien für komplexere Probleme lässt sich mit Mini-Whiteboards im Peer-Verfahren gestalten: Dazu bekommt zunächst jeder Schüler eine bestimmte Zeit, sich eine Lösung für ein gegebenes Problem zu überlegen. Anschließend stellen sich immer eine gerade Anzahl von Schülern (maximal sollten es pro Gruppe 12 sein) in zwei Reihen gegenüber auf. Auf ein Zeichen der Lehrkraft hat jedes Paar zwei Minuten zeit, sich gegenseitig den Lösungsansatz zu erklären. Anschließend wechselt eine Reihe wie beim Speeddating die Position und das Spiel beginnt von vorn. Durch das Erklären müssen die Schüler ihren Ansatz jeweils neu überdenken, gleichzeitig erhalten sie neuen Input für ihren eigenen Lösungsansatz von ihren Mitschülern, so dass eine Gruppenlösung des Problems erstellt wird.

Wenn Ihnen diese Feedbacktechnik gefallen hat, interessieren Sie sich vielleicht auch für eine Möglichkeit, Schülerantworten schnell mit dem Handy zu erfassen und auszuwerten. Dazu brauchen Sie nur einen QR-Code auf der ungenutzten Rückseite des Mini-Whiteboards und die Informationen aus diesem Artikel: Schnelles Feedback mit Plickers.

[1] Petty, G., Evidence-Based Teaching (2009), 2. Auflage Nelson-Thornes

[2] Hattie, J. (2009) Visible Learning. Routledge

[3] Marzano, R. et al. (2001), Classroom Instruction that Works, ASCD, USA


mloder: Mini-Whiteboard mit engl. Steigerungsformen
Mini-Whiteboard mit Steigerungsformen



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