Einsatz von Blogs im Unterricht am Beispiel von postach.io

Blogs dienen in erster Linie dazu, Daten, Informationen und Gedanken in Form von chronologisch orientierten Einträgen im Internet auszutauschen. Immer mehr Lehrkräfte sehen darin auch die Möglichkeit, Blogs als Werkzeug einzusetzen, um die Qualität des eigenen Unterrichts zu verbessern (Lehrerblog mit Unterrichtsbezug):

  • Dokumentation von Unterrichtsstunden (Arbeitsblätter, Hefteinträge, Tafelbilder, …)
  • Bereitstellung von Materialien und Aufgaben für die Schüler
  • Präsentationswerkzeug
  • Möglichkeit des Nachfragens außerhalb des Unterrichts (Kommentarfunktion)

Daneben kann man die technischen Möglichkeiten eines Blogs auch nutzen, um einen Klassen- oder Schülerblog (Schüler stellen selbst Beiträge ein) zu betreiben. Das bietet ohne Zweifel eine Vielzahl von Möglichkeiten. Man muss dabei aber berücksichtigen, dass man damit auch das Fass „Datenschutz“ aufmacht, da für jeden, der einen Beitrag sendet, ein personalisierter Login vonnöten ist. So weit so gut, doch nun bedarf es neben einer Blog-Software wie z. B. Wordpress auch Webspace zur Installation und der Notwendigkeit der regelmäßigen Wartung des Systems oder wenigstens der Einarbeitung in eine (Online-)Anwendung. Für Nutzer von Evernote (Software- und Webanwendung zum Sammeln, Ordnen und Finden von Notizen, Dokumenten und Fotos, Alternative zu Microsofts OneNote, gibt es die Möglichkeit, Notizen als Blog-Beitrag, als Präsentation und als Dokumentation zu verwenden. Zusätzlich kann man per E-Mail Inhalte direkt in die Anwendung als neue Notiz senden (lassen).

Screenshot eines CMS

Was ist Evernote?

Wie der Elefant auf dem Logo der Software, dem ebenso unterstellt wird, dass er sich alles merkt, kann man mit Evernote alles digital sammeln: Texte, Bilder, Dateien, Links, … Evernote gibt es für alle erdenklichen mobilen und Desktop-Betriebssysteme. Es organisiert die Inhalte als einzelne Notizen, die in so genannte Notizbücher abgelegt werden. Tags bieten ein weiteres Ordnungselement für die Notizen. Inhalte lassen sich auf unterschiedliche Weise generieren: Dokumentenscanner, Handyfoto, Internetseite (mit der Browsererweiterung WebClipper), eigene Texteingabe, ... Evernote ist damit für den Jäger und Sammler (=Lehrer) das passende Werkzeug.

Präsentieren mit Evernote

Evernote ist grundsätzlich kostenlos. Die kostenpflichtige Version Premium-Version bietet neben mehr Bandbreite und einigen anderen nützlichen Features auch einen Präsentationsmodus. Damit ist es möglich, einzelne Notizen/Inhalte direkt aus der Software in der Klasse darzubieten, ohne auf eine Präsentationssoftware wie PowerPoint oder Keynote wechseln zu müssen. 

E-Mail an Evernote

Jeder Evernote-Account besitzt zudem eine eigene Mail-Adresse. Jede Nachricht an die Adresse wird als eigenständige Notiz in das Standard-Notizbuch von Evernote gespeichert.

Mail-Adresse aus Evernote

Will man sich aber die nachträgliche händische Umsortierung in das gewünschte Notizbuch oder gar die Verschlagwortung ersparen, kann man dies bereits in der Betreffzeile der Mail erledigen (lassen):

  • @Notizbuch: Die Notizen kommen in dein Standard-Notizbuch, wenn kein bestimmtes Notizbuch mit dem (@) Symbol und dem Notizbuchnamen festgelegt wird, z. B. @Reise. Du brauchst keine Anführungszeichen einzugeben, wenn im Notizbuchtitel Platz ist. Beispielsweise könntest du @Auslandsreisen oder @Mein Notizbuch eingeben.
  • #Schlagwort: Mit dem Doppelkreuz (#) werden Schlagwörter wie beispielsweise #Wien#Österreich vergeben.

Quelle: https://evernote.com/intl/de/contact/support/kb/#!/article/23480523

Im Unterricht lässt sich dieses Feature beispielsweise sinnvoll einsetzen, wenn Schüler Arbeiten per Mail abgeben sollen.

Beispiel für eine Betreffzeile in einer Mail: Hausaufgabe Schilderung @Hausaufgaben7c #MaxMustermann

Die gemailte Notiz landet in Evernote im Notizbuch "Hausaufgaben7c", hat den Titel "Hausaufgabe Schilderung" und trägt den Tag "MaxMustermann"

Evernote

Bloggen mit postach.io

Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Man hat als Lehrer für seine Klasse Materialien und Unterrichtsinhalte in Evernote gesammelt. Man nutzt den Präsentationsmodus in Evernote, um diese Inhalte mittels Beamer im Klassenzimmer zu projizieren. Vielfältige Übungsaufgaben lägen bereits als Notizen oder in Notizen eingebettete Dokumente (PDF-Dateien, Bilder, Videos, Hörtexte, ...) vor. Man will all dies nun seiner Klasse zur Verfügung stellen: zum Üben, zum Nachlesen, für erkrankte Schüler, ... scheut aber die nicht unerhebliche Arbeit, alles in eine Blog-Software oder eine Lernplattform einzupflegen.

Nun kommt postach.io ins Spiel!

Mittels postach.io-Account kann ein Evernote-Notizbuch als Blog im Internet dargestellt werden. Die einzelnen Notizen werden als Blog-Beiträge dargestellt, wenn sie den Tag "published" tragen. So lassen sich Notizen, die noch im Entwurfsstatus sind oder noch nicht veröffentlicht werden sollen, für den Blog deaktivieren.

Ein postach.io-Account ist in drei Schritten erledigt:

1. Account anlegen (Name, Mail-Adresse, Passwort)
2. Notizbuch aus Evernote für den Blog auswählen (Authentifizierung für Evernote wird abgefragt.)
3. Blog testen
postach.io

Nun kann man bereits loslegen, die zu veröffentlichenden Beiträge mit dem Tag "published" versehen und alles in die eigenen Evernote-Notizen einbinden, wozu auch Evernote in der Lage ist.

Postach.io bietet des Weiteren noch einige weitere interessante Features für den Einsatz im Unterricht. So lassen sich Youtube-Videos sehr simpel einbetten, indem folgender Text in die Notiz eingetragen wird:

[youtube url=„ Web-Adresse des Youtube-Videos " width="100%" height="400"]

Wer den Einsatz mathematischer Formeln in LaTeX (und in Moodle) kennt, wird sich in postach.io schnell zurechtfinden, es funktioniert genauso. Aus der TeX-Formel

$$\gamma\frac{M m}{r^2}=m\frac{v^2}{r}$$

 wird dann im Blog ...

…, wenn man in der Notiz nach der Formel noch folgenden Text einfügt: 

[mathjax url="http://cdn.mathjax.org/mathjax/latest/MathJax.js? 
config=TeX-AMS-MML_HTMLorMML"] MathJax.Hub.Config({tex2jax:{inlineMath:
[['$','$'],['\\(','\\)']]}});[/mathjax]

 Man muss aber wahrlich kein Experte für LaTeX sein, um damit Formeln zu generieren. Mit der App „MyScript MathPad - Generator LaTeX Manuskript“ schreibt man seine Formeln mit dem Finger auf dem Handy und lässt sich die Umformung ganz simpel anzeigen. Man kann sich mit dieser App sogar die LaTeX-Formel in ein Evernote-Notizbuch schicken lassen. Besitzt man einen DISQUS-Account (https://disqus.com), lässt sich eine Kommentarfunktion für alle Blog-Artikel einrichten. In der kostenpflichtigen Premium-Version kann man sogar den gesamten Blog mit einem Passwort vor ungebetenen Besuchern schützen. Kurze und sehr übersichtliche Anleitungen bietet das „Help Center“ auf der postach.io-Homepage des eigenen Blogs.

Natürlich können Sie Ihren neuen Unterrichts-Blog nach Ihren Bedürfnissen auch optisch anpassen: postach.io bietet für den Blog diverse Themen an, man kann ein Logo und ein Cover-Foto hochladen sowie den eigenen Account mit Profilbild und Zusatzinformationen füttern ... ganz nach Belieben. Wer mehr Blogs oder einen Passwortschutz benötig, kann bis zu fünf verschiedene anlegen. Für diese Zusatzangebote muss man sich allerdings den Premium-Account zulegen (entweder 5 kanadische Dollar pro Monat oder 50 pro Jahr, das sind rund 34 € im Jahr).

Ab dem Moment dieser erstmaligen Einrichtung hat man als Evernote-Nutzer keinen Aufwand mehr mit der Pflege eines eigenen Blogs, man arbeitet nur noch in Evernote.

Beispiel: http://180dayswithporter.postach.io

Logo postach.io

Rechtliche Rahmenbedingungen

Für den Einsatz eines Blogs im eigenen Unterricht sind einige rechtliche Dinge zu beachten, die aber durchaus überschaubar sind. Im Grunde lassen sich diese auf zwei Bereiche reduzieren: Urheberrecht und Datenschutz.

Datenschutz

Der Schutz personenbezogener Daten erhält in den letzten Jahren einen stetig steigenden Stellenwert. Im § 28 des Bayerischen Datenschutzgesetzes, insbesondere in den Anlagen 1 bis 10, sind alle wesentlichen Regelungen aus schulischer Sicht geregelt. Zusammenfassend kann man nur anraten, auf jegliche Verwendung personenbezogener Daten in einem Blog zu verzichten, was auch ohne qualitative Einschränkung durchaus möglich ist (z. B. Kommentarfunktion mit Nickname, E-Mail an die Lehrkraft).

Für den Einsatz von Cloud-Diensten gilt, dass personenbezogene Informationen nicht auf Server in als datenschutzrechtlich bedenklichen Ländern gespeichert werden dürfen. Dies trifft auf Evernote zu, dessen Server in den USA beheimatet sind. Will man sich beispielsweise Hausaufgaben an den eigenen Evernote-Account senden lassen, so verwendet man dazu am besten ein lokales Notizbuch. Dieses wird nicht in der Cloud gespeichert und ist nur auf dem eigenen Rechner zugänglich.

Urheberrecht

  • Bilder: Das Internet ist eine schier endlose Quelle für Bildmaterial, doch welche dürfen verwendet werden? Google bietet eine einfach Möglichkeit, nach Inhalten zu suchen, die man bedenkenlos weiterverwenden kann.
Google-Suche nach lizenzfreien Bildern
  • Videos: Youtube-Videos lassen sich nicht nur leicht in einem Blog einbetten, dies ist rechtlich auch unproblematisch. Bedenklich wird es nur dann, wenn nicht selbst erstellte Videos direkt in einem Blog-Artikel angeboten werden.
  • Texte und sonstige Dateianhänge (PDF, …): Man ist immer auf der sicheren Seite, wenn man die Inhalte, die man einstellen will, selbst erstellt hat. Denn im Gegensatz zu Materialien im Unterricht gelten für die Veröffentlichung im Internet andere Vorschriften.

Grundsätzlich gilt, dass ein eventueller Passwortschutz in einem Blog keine Aufhebung der Urheberrechtsbestimmungen bedeutet.

Christoph Kasseckert



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