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Hauptpreis beim BundesUmweltWettbewerb geht nach Gräfenberg

Spannende Minuten verstreichen bis klar ist, dass die Schülergruppe der Realschule Gräfenberg bei der Preisverleihung des BundesUmweltWettbewerbs einen Hauptpreis gewonnen hat. Den drei mitgereisten Schülern der Klasse 10D und deren betreuenden Lehrern ist nach der rührigen Laudatio des Juryvorsitzenden Prof. Friege die Freude über die Würdigung ihres Wettbewerbsbeitrags sichtlich anzusehen.

16 Monate der Vorbereitung und Ausarbeitung liegen hinter den 28 Schülerinnen und Schülern. Unter der Fragestellung „Wandel im Ötztal – wie reagieren die Menschen auf den Klimawandel?“ wurden fünf Erklärfilme erstellt, die erläutern, wie sich der Lebensraum im Ötztal in den vergangenen 150 Jahren aufgrund des Klimawandels verändert hat und wie sich die Menschen dort den veränderten Bedingungen angepasst haben. Des Weiteren wurden auch Szenarien für das Leben der Ötztaler im Jahr 2050 entwickelt.

Die Schüler haben in den Dörfern Vent und Sölden Recherchen zum lokalen Tourismus durchgeführt und dabei die verschiedenen Facetten des Massentourismus und des sanften Tourismus herausgearbeitet. Während der einwöchigen Feldarbeit vor Ort haben sie sich zudem mit ihren betreuenden Lehrkräften Udo Weierich und Christian Libera mit den physisch geographischen Aspekten des Klimawandels auseinandergesetzt und sind dazu zum Gletscher Hintereisferner auf über 2400 m aufgestiegen. Dort haben sie zahlreiche Messungen durchgeführt und haben u. a. die Moränen und die Vegetation untersucht. Anschließend haben sie ihre Ergebnisse über den Zustand des Gletschers, die Situation der Natur und das Leben in den beiden Dörfern mit historischen Karten und Berichten aus dem 19. Jahrhundert verglichen. Ihre umfangreichen Forschungsresultate hat die Klasse anschließend in fünf Animationsfilmen zeitgemäß dargestellt.

Ziel der Filmreihe ist es, die Touristen über die Gefährdung der Natur im Ötztal, die veränderten Lebensbedingungen sowie über die Folgen des Klimawandels zu informieren und zu einer Reflexion über das eigene Handeln anzuregen. Die Playlist zu den fünf Filmen kann über den folgenden Link aufgerufen werden und wurde auch über Plakate im Ötztal veröffentlicht.

Bis zum Gewinn des Hauptpreises lag ein weiter Weg vor den Schülern. Nachdem die für den Wettbewerb notwendigen Unterlagen in Form einer umfangreichen Bewerbungsmappe zusammengestellt und im März 2017 eingereicht worden waren, war erst einmal Warten angesagt. Als dann aber die Nachricht kurz vor Pfingsten kam, dass die Forschergruppe neben 20 anderen von knapp 300 bundesweit eingereichten Projekten zur Jurytagung nach Kiel eingeladen wurde, kam wieder Hektik auf. Denn es blieben nur wenige Tage, um sich auf die Präsentation vor der Jury aus Naturwissenschaftlern, Didaktikern und Medienpädagogen vorzubereiten. Jeder Satz der straffen Präsentation musste sitzen, schließlich bestand die Jury aus 15 Professoren und Lehrer waren als Unterstützung nicht zugelassen. Bei der parallel zur Präsentation stattfindenden Messe tauschten sich die verschiedenen Schülergruppen über ihre Beiträge aus. Dabei reichte das Spektrum von klassischen Umweltthemen wie der Entwicklung verschiedener Möglichkeiten zur Wasseraufbereitung über neue Methoden des Umweltmonitorings bis hin zu Kuriosem, wie dem Entwurf einer appgesteuerten Schildkrötenüberwinterungsbox. Nach der gelungenen Präsentation waren die Schüler sichtlich erleichtert, da auch die offene Fragerunde mit den Professoren, welche im Vorfeld den größten Respekt abverlangte, sichtlich gut verlief.

Zur Preisverleihung, die wieder in Kiel stattfand, würdigte der Laudator den Beitrag mit folgenden Worten: „Es handelt sich um eine vorbildhafte Arbeit, die alle Kriterien eines Projekts im Sinne von Dewey und Kilpatrick erfüllt, also ‚einem planvollen Handeln von ganzem Herzen, das in einer sozialen Umgebung stattfindet.‘ Das Projekt ist interdisziplinär angelegt und verbindet die Ebenen des Forschens und Handelns in vorbildhafter Weise. Die Dokumentation des Projekts in Form der Erklärfilme geht über den regulären Unterrichtsinhalt weit hinaus und verdient daher eine besondere Würdigung, denn die Filme können in der Tourismuswerbung für das Ötztal eingesetzt werden und sind somit keineswegs nur als reiner didaktischer Selbstzweck für eine Schule anzusehen. Die Projektarbeit insgesamt ist ein Musterbeispiel für forschendes, interdisziplinäres Lernen in einer Projektwoche, in der Forschen, Lernen und Handeln eine synergetische Einheit eingehen. Mit ihrem Projekt hat die Gruppe den Schritt vom Wissen zum Handeln überzeugend vollzogen und sie erhält daher für ihre herausragenden Leistungen einen Hauptpreis.“

Udo Weierich, Christian Libera

Bildquelle: Weierich, Libera





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