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Graffiti an der Schule?!

Normalerweise ist Graffiti an Schulwänden nichts, was einen Schulleiter erfreut, Christian Schmitz von der Realschule Herrsching allerdings ist begeistert.

An seiner Schule fand ein ganz besonderes Projekt statt. Mit den 6. Klassen erstellte Fachlehrerin Tanja Weindl mit den bekannten Streetart-Künstlern Melander „Lando“ Holzapfel und Nils „Bert“ Jänisch 15 Graffiti-Kunstwerke auf etwa 1,5 x 2 Meter großen Aluverbundplatten.

Zu der Zusammenarbeit kam es, weil die Tochter von Melander Holzapfel die Realschule Herrsching besucht und Tanja Weindl hellhörig wurde, als das Mädchen im Kunstunterricht von seinem Vater erzählte. Lando und Bert gestalteten erst kürzlich das große Adele-Portrait in München und waren sofort zu einer gemeinsamen Aktion bereit.

Der Lions Club Würmtal, die VR Bank und die Allianzvertretung Sellmaier unterstützten das rund 8000 Euro teure Projekt finanziell. Die Schüler der 6. Klassen erhielten von Lando an einem Tag Theorie-Unterricht, zum Beispiel zur Geschichte von Graffiti.

Auch das illegale Sprayen wurde thematisiert. „Seit es soziale Plattformen gibt, ist es nicht mehr nötig, auf diese Weise Aufmerksamkeit zu bekommen“, so Melander Holzapfel, „da jeder sein Graffiti abfotografieren und online hochladen kann und so die Möglichkeit hat, Likes zu erhalten.“

Er selbst hatte diese Option nicht und deswegen in jungen Jahren öfter Probleme mit der Polizei. Nach einer kaufmännischen Ausbildung war er Inhaber einer Werbeagentur, bis er erkannte, dass er mit seiner Streetart gute Aufträge erhält und seine Familie ernähren kann. Den wesentlichen Unterschied zwischen Graffiti und Streetart erklärt er so: „Bei Graffiti geht es um den Namen, den sogenannten Tag, bei Streetart steht die Botschaft im Vordergrund und nicht der Künstler.“

Vor den eigentlichen Projekttagen erstellten die Schülerinnen und Schüler Skizzen zum Thema „Kindness“. Dieses Motto ist seit einem Jahr in der Schule präsent, es gab bereits Projekttage, um zu einem freundlicheren Umgang untereinander zu sensibilisieren.

Beim eigentlichen Graffiti-Workshop hatte jede 6. Klasse dann die Aufgabe, zusammen mit Lando und Bert die besten Skizzen auszusuchen und zu entscheiden, wie ihre Platten aussehen sollen - jede Klasse gestaltete zwei bis drei.

Gesprayt wurde im Freien mit Masken. Zum Schutz vor Sonne, aber auch Regen gab es ein Partyzelt hinter der neuen Turnhalle. Vor der praktischen Umsetzung probierten die Kinder verschiedene Sprühtechniken aus. Am Ende kamen unglaubliche Kunstwerke heraus. „Beeindruckend waren nicht nur die Ergebnisse, sondern auch die Freude und das wunderbare Miteinander der Kinder“, so Tanja Weindl.

Die Bilder hängen jetzt auf drei Etagen rund um das Atrium, fügen sich in das Farbkonzept der Schule ein und verleihen dem vorher etwas kühlen Gebäudekomplex ein freundliches Ambiente.

Es ist also nur verständlich, dass Schulleiter Christian Schmitz begeistert ist und bereits von einem weiteren Kunstwerk träumt. „Ich hätte da schon eine Wand vor der neuen Turnhalle im Blick, allerdings ist das natürlich auch eine finanzielle Herausforderung“, so Schmitz. Lando und Bert wären gerne dabei, allerdings bräuchte man dafür mehr Zeit, so die Künstler.





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