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Gelebte Tradition: Schüler und Lehrer der Realschule im Blauen Land stemmen Maibaum in die Höhe

Noch bevor die erste „Schwaibl“ (Hochdeutsch: „Schwalben“ – lange Stangenpaare zum manuellen Hochstemmen des Maibaums) angesetzt wurde, stimmte Sepp Wörner das „Vater unser“ an. 35 Schüler, Lehrer und Eltern beteten artig, schließlich sollte auch mit Gottes Beistand kein Unglück passieren, wenn der erste Maibaum an der Realschule im Blauen Land am 30. April 2018 ohne technische Hilfsmittel in die Höhe gestemmt werden würde. Fast eine Stunde dauerte das Prozedere. Immer wieder gab Wörner, der „Holzknecht“, Kommandos an die Beteiligten. Schließlich stand der mehr als 22 Meter hohe Baum an Ort und Stelle. Die zahlreichen Zuschauer applaudierten und Schulleiter Ralf Havelka lobte „den Zusammenhalt der Schule“, den sie mit dieser Aktion bewiesen hätten.

Das Aufstellen von Maibäumen ist eine der ältesten Traditionen in Oberbayern und eine, die normalerweise in Dörfern ihre Wurzeln hat. Dass eine Schule sich dazu entschließt, im Rahmen des Maifestes einen Maibaum nach gutem altem Brauch per Manneskraft in die Höhe zu stemmen, ist dann doch nicht so alltäglich. Die Vorbereitungen für dieses Unternehmen begannen praktisch schon zu Schuljahresbeginn. „Allein die rechtlichen und verwaltungstechnischen Hürden zu nehmen, war ein Kraftakt“, erzählt der Murnauer Verbindungslehrer Christian Vogl, der die Idee des Maibaumaufstellens ins Rollen brachte. Ohne die Unterstützung seiner Kollegen, der Schulleitung und auch der Eltern wäre der Maibaum wohl nie in die Höhe gestemmt worden. Der Vater eines Schülers spendierte den Baum, den unter anderem Teile des Kollegiums in Handarbeit vorbereiteten. Durch Kontakte erhielt man geschmiedete Schilder, die wiederum vom Kollegium verziert wurden. Das Landratsamt finanzierte das aufwändige und TÜV-geprüfte Fundament. Für den zeitaufwendigen Transport und die Organisation der Logistik zeichnete sich Lehrkraft Markus Saida verantwortlich. Am Ende kam es aber auch auf die Schüler an, die den Baum motiviert und diszipliniert in die Höhe stemmten. Der Baum in Murnau ist eben ein schulisches Gemeinschaftsprojekt, geplant, gestaltet und ausgeführt von der Schulfamilie der Realschule im Blauen Land.

Drei Jahre darf der Baum nun neben dem Schulgebäude verweilen. Vielleicht aber wird er vorher schon entfernt und durch einen neuen ersetzt. „Wir wollen den Baum in einem bestimmten Turnus aufstellen“, kündigt Schulleiter Havelka an. So wird aus einer oberbayerischen Tradition eine gelebte Schultradition.





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