Theatergruppe der Realschule Haag bringt „Der Fall Halloway“ auf die Bühne „In unserem Dorf gibt es kein Verbrechen.“ - Der Polizist spricht diese Worte mit einer Bestimmtheit aus, die man ihm abnimmt, wie er so dasteht in seiner schwarzglänzenden Lederjacke, breitbeinig, mit verschränkten Armen und betont lässig Kaugummi kauend. Dabei weiß er doch, dass er im Unrecht ist. Er weiß es, weil sich alle im Dorf noch an den „Fall Halloway“ erinnern – und weil er selbst darin verwickelt war. Es ist Theaterzeit an der Realschule Haag und das bedeutet, dass wieder einmal mit großer Leidenschaft getanzt, geschrien, gelacht und gepoltert wird. Seit dem großen Erfolg der Adaption des ABBA-Musicals im vergangenen Jahr reicht es den Haagern nämlich nicht mehr, einfach nur ein Theaterstück auf die Bühne zu bringen. Erneut wurde die Inszenierung von Live-Musik untermalt und von Tanzeinlagen begleitet, sodass eine kurzweilige und vor allem amüsante Aufführung entstand, an der nicht weniger als 65 Schüler beteiligt waren. Als Textvorlage diente Barbara Peters Stück „Keine Freunde, keine Feinde“, das die Theatergruppe unter der bewährten Leitung von Frau Dörfler und Frau Würker kurzerhand an die eigenen Bedürfnisse anpasste, umschrieb und zum „Fall Halloway“ machte, einer Kriminalkomödie im klassischen Sinn mit Sergeants, Ganoven, einem Butler und natürlich einem Privatdetektiv namens Philipp Bluewater Lizzie, die Tochter des Großindustriellen John Halloway, wird mit allen möglichen Spielsachen und Annehmlichkeiten verwöhnt, nur nicht mit der Liebe und der Zuwendung ihrer versnobten Eltern. Butler James macht sich das zunutze und lässt das Mädchen von zwei Ganoven entführen. Als Lockvogel dient die verarmte und naive Nachbarstochter Anne, die zwar die Entführung mitbekommt, sich aber aufgrund ihrer Schuldgefühle nicht an die Polizei wendet. Auch John Halloway geht nicht zur Polizei und so wird das Ganze zu einem Fall für Privatdetektiv Bluewater. Das Stück lebt einerseits von den Klischees, die es bedient. Julia Szarek spielt die Figur des Butlers so unterkühlt und steif, dass man sich in Edgar-Wallace-Filme versetzt fühlt. Und Detektiv Bluewater, gespielt von Malina Schulte, ist natürlich genau so, wie ein echter Schnüffler sein muss: abgebrannt und beschäftigungslos, dabei aber charmant, scharfsinnig und einfallsreich. Darüber hinaus machen es aber oft die kleinen Gesten und Nebensächlichkeiten, die dem Stück seinen besonderen Witz verleihen, beispielsweise wenn Sergeant Johnson seinen Kaugummi (scheinbar) ins Publikum spuckt, wenn die Nachbarskinder ihr Lieblingsspiel „schwerer Verkehrsunfall“ spielen oder wenn beim Showdown noch schnell ein „Twitter-Selfie“ mit dem Verbrecher geschossen wird. Zum Schluss löst sich natürlich alles in Wohlgefallen auf. Die beiden Mädchen werden beste Freundinnen, der Ganove zeigt sich einsichtig und es wird klar, dass das Verbrechen keine Zukunft hat – weder in England, noch an der Realschule Haag.
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