Ausbildungsplan für das Lehramt an Realschulen
3.18 Schulpsychologie (offiziell: Psychologie mit schulpsychologischem Schwerpunkt)
Fachwissenschaftliche Kompetenzen
Die Studienreferendarinnen und Studienreferendare
- verfügen über ein breites Fachwissen in ihren Fächern;
- wissen um die Möglichkeiten und sind bereit, beständig ihr Fachwissen zu vertiefen und zu erweitern, um sich kontinuierlich in aktuelle Aufgabenbereiche einarbeiten zu können;
- setzen sich fundiert mit wichtigen rechtlichen Grundlagen ihrer Fächer auseinander;
- beherrschen die notwendige Fachsprache und arbeiten gemäß fachspezifischer Qualitätsstandards;
- wenden unterschiedliche Beratungskonzepte (insbesondere den ressourcen- und lösungsorientierten Ansatz) an und gestalten Beratungsprozesse zielorientiert, gemeinsam mit den Klienten;
- wählen diagnostische Verfahren sachgemäß aus, wenden diese korrekt an und interpretieren die Ergebnisse im Gesamtzusammenhang. Dabei nehmen sie auch Widersprüche wahr und greifen diese auf;
- sammeln fundierte Erfahrungen mit einzelnen, auch komplexeren diagnostischen Instrumenten
- erwerben und vertiefen grundlegende Gesprächsführungs-, Konfliktlöse- und Beratungsmethoden, u. a. durch die Teilnahme an einem schulartübergreifenden Wochenkurs;
- kennen Ursachenfaktoren sowie Möglichkeiten zu Diagnostik, Intervention und Prävention bei psychischen Störungen und Verhaltensauffälligkeiten, so dass sie die Schule z. B. bei Inklusionsfällen unterstützen können;
- setzen sich mit der Schule als System und ihrer eigenen Aufgabe in diesem System auseinander, insbesondere mit den Chancen und Schwierigkeiten durch die Doppelqualifikation als Schulpsychologe/Schulpsychologin und Lehrkraft;
- kennen und nutzen die Möglichkeiten, kontinuierlich die Qualität der schulpsychologischen Arbeit zu überprüfen und zu optimieren (z. B. durch Supervision, unabhängig von der Seminarlehrkraft) und arbeiten dabei mit Lehrkräften, inner- und außerschulischen Beratungsfachkräften, unterschiedlichen Experten und Institutionen zusammen, auch schulartübergreifend.
Schulpsychologische Handlungs- und Methodenkompetenzen
Grundlegende schulpsychologische Handlungs- und Methodenkompetenzen
Die Studienreferendarinnen und Studienreferendare
- planen und organisieren ihre Arbeit langfristig, wobei sie auf Veränderungen adäquat reagieren können;
- beachten im Hinblick auf Zeit, Material und Effizienz auch ökonomische Aspekte;
- beherrschen Methoden zur Dokumentation ihrer Arbeit sowie für die Öffentlichkeitsarbeit;
- klären und koordinieren die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen und Personen innerhalb und außerhalb der Schule;
- wählen Methoden und Maßnahmen zur Prävention/Förderung/Intervention sachgemäß aus und adaptieren diese situations- und adressatengemäß:
- Lern- und Leistungsbereich: Förderung von Lernstrategien, von Motivation und Konzentration
- Emotionaler Bereich: Umgang mit Angst
- Förderung der Sozialkompetenz (soziale Unsicherheit, aggressives Verhalten, Mobbing, Konfliktlösung …)
- Unterstützung beim Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten, psychischen Störungen und Behinderungen in der Schule (z. B. Fragen der Inklusion, Nachteilsausgleich/Notenschutz usw.)
- Bewältigung von akuten Krisen (u. a. für die Mitwirkung im Krisenteam der Schule).
Bei der psychologischen Einzelfallarbeit
Die Studienreferendarinnen und Studienreferendare
- wirken bei Eignungs- und Schullaufbahnfragen mit, auch in Kooperation mit Beratungslehrkräften, und unterstützen die Ratsuchenden bei ihrer Entscheidung;
- wirken auf Wunsch der Schule oder der Erziehungsberechtigten bzw. des (volljährigen) Schülers/der Schülerin im Disziplinarausschuss mit, ggf. durch eine Stellungnahme;
- klären mit den Klienten Auftrag, Zuständigkeit, Ziele und Erwartungen;
- formulieren fallbezogene Hypothesen und überprüfen diese;
- werten schulische und medizinische Unterlagen sowie erhobene Daten adäquat aus, gewichten diagnostische Erkenntnisse und leiten daraus geeignete Interventionsmaßnahmen ab;
- gestalten die Beratung als Prozess, gemeinsam mit den Klienten;
- setzen Methoden zur Strukturierung und Visualisierung in Beratungsgesprächen sinnvoll ein;
- führen Beratungsunterlagen übersichtlich und nachvollziehbar;
- erstellen schulpsychologische Stellungnahmen und haben dabei alle Betroffenen im Blick.
Soziale und personale schulpsychologische Kompetenzen
Die Studienreferendarinnen und Studienreferendare
- können zu ganz unterschiedlichen Adressaten Beziehungen aufbauen;
- nehmen den eigenen Umgang mit Nähe und Distanz wahr, reflektieren und gestalten diesen;
- entwickeln ihre Fähigkeiten zur Wahrnehmung von Personen und Situationen, zu Empathie und Perspektivenwechsel;
- beziehen stets das Umfeld von Adressaten ein;
- fördern die Selbstverantwortung der Adressaten;
- wahren die eigene Neutralität und Unabhängigkeit bei Konflikten;
- entwickeln die Fähigkeit und Bereitschaft zu kontinuierlicher Selbstreflexion und Selbstkritik;
- erweitern kontinuierlich ihre Gesprächsführungskompetenzen: fördern Gesprächsbereitschaft und Selbstreflexion, fokussieren und strukturieren Gespräche, wechseln auf die Metaebene, gehen mit schwierigen Gesprächssituationen angemessen um;
- achten auf eine adressatenbezogene Sprache;
- nehmen bei der Arbeit mit Gruppen gruppendynamische Prozesse wahr und gestalten diese, ohne dabei gleichzeitig den Einzelnen aus dem Blick zu verlieren;
- nutzen und gestalten die Kooperation mit anderen innerhalb und außerhalb der Schule, insbes. mit dem schulischen Beratungssystem, dem Mobilen Sonderpädagogischen Dienst, Jugendsozialarbeitern, Jugendamt, Beratungsstellen, Kinder- und Jugendpsychiatern, Therapeuten und Krisendiensten;
- nutzen persönliche Stärken und Ressourcen und nehmen persönliche „Fallstricke“ in der schulpsychologischen Arbeit sensibel wahr (z. B. Helferproblematik);
- erarbeiten sich Wege der Selbstmodifikation (z. B. Fallbesprechungsgruppen, Supervision).