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Wie viel Digitalisierung verträgt das Klassenzimmer?

von links nach rechts: Bernhard Aschenbrenner, Dr. Christoph Prechtl, Mdgtin Elfriede Ohrnberger, Staatssekretär Bernd Sibler, Barbara Gerber, Prof. Dr. Petra Tippmann-Krayer, MR Rüdiger Wiebe

Schüler sollen lernen, digitale Medien souverän zu nutzen

Dr. Christof Prechtl, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., brachte auf den Punkt, was die Digitalisierung für Schüler und Lehrende bedeutet: „Medienkompetenz bekommt eine andere Bedeutung. Wir müssen den Schülern helfen, digitale Medien souverän zu nutzen. Ihnen helfen, die Informationen zu abstrahieren.“ Und das nicht nur in einzelnen Fächern: „Schulen müssen ein fachübergreifendes Medienkonzept entwickeln“, so Ministerialdirigentin Elfriede Ohrnberger in der anschließenden Podiumsdiskussion. „Dafür brauchen wir einen Fortbildungsplan, um die über 100.000 staatlichen Lehrkräfte entsprechend fortzubilden.“ Dem stimmten auch Barbara Gerber, Leiterin Internationale Ausbildung bei der Dräxlmaier GmbH & Co. KG und Laura Schüll von ebm-papst zu, eine ehemalige Schülerin der Realschule Landshut und Studentin der Hochschule Landshut.

„Ist der Unterricht ohne digitale Medien überhaupt noch sinnvoll und zielführend?“, fragte Moderatorin Walerija Petrowa. „Es ist natürlich legitim, wenn ein Lehrer analoge Medien einsetzt“, antwortete Michael Graf, Realschuldirektor der Realschule Schöllnach – eine von acht Schulen in Bayern, die am Modellversuch „Digitale Schule 2020“ teilnimmt. Die Schulen entwickeln und erproben Konzepte für digital-gestütztes Lernen und Arbeiten.

Mischung aus digitalen und analogen Medien

Tippmann-Krayer hob einen besonderen Vorteil digitaler Angebote hervor: „Mit digitalen Medien kann man auf verschiedene Belange Rücksicht nehmen. In online-Tests sehe ich zum Beispiel, wie viel die Studierenden oder Schüler von einem Thema verstanden haben und kann dann in der nächsten Stunde besser darauf eingehen.“

In 46 Workshops, Vorträgen und Demonstrationen konnten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen wichtige Informationen über die vielfältigen Möglichkeiten digitaler Bildung sammeln. Im Einzelnen waren dies zum Beispiel die digitale Organisation des schulischen Alltags mit Hilfe von verschiedenen Apps, die zukünftig die Arbeit der Kollegen erleichtern sollen oder die digitale Korrektur von Schülerarbeiten am Tablet. Auch wurden kurze, einfache digitale Stundeneinstiege demonstriert, die die Schüler, ohne großen Arbeitsaufwand für den Lehrer, sofort motivieren.

Wie mit der Bildtransfertechnik im Kunstunterricht oder auch in anderen Fächern Fotos auf Alltagsmaterialien wie Holz, Papier und Glas übertragen werden können, wurde im Workshop „Vom Virtuellen zum Reellen- Bildtransfer für den Schuleinsatz“ gezeigt. Neue Impulse für den Musikunterricht gibt das Softwarepaket Sonic PI, das hier vorgestellt wurde, wobei die Grundlagen anschließend praktisch am Rechner ausprobiert werden konnten.

Digitale Schule funktioniert jedoch nur dann, wenn auch die logistische Grundlage, nämlich ein schnelles, sicheres und skalierbares WLAN vorhanden ist. Demonstriert wurde dies beeindruckend am Beispiel der Realschule am Europakanal in Erlangen mit 22 Accesspoints und mehr als 270 mobilen Endgeräten. Wie man mit Hilfe von Google Streetview und learningsnacks digital London in luftiger Höhe erleben, das Great Barrier Reef oder auch die Freiheitsstatue virtuell besuchen kann, wurde im Workshop „Virtuelle Welten im Unterricht“ interessierten Englischlehrern, aber auch anderen Fachkollegen gezeigt.

Verschiedene Schulbuchverlage führten an vielfältigen und direkt umsetzbaren Beispielen vor, wie einfach der Umgang mit den digitalen Lehrermaterialien, E-Books und Arbeitsplattformen funktioniert, die jederzeit mit eigenen, aber auch vorgefertigten Materialien ergänzt werden können.

Auf keinen Fall vergessen werden darf in der digitalen Schule das äußerst wichtige Thema Datenschutz, da mit jeder Veröffentlichung eines Fotos auf der Homepage, dem Jahresbericht oder Videoaufzeichnungen massive rechtliche Probleme auftauchen können. Dazu hatte die MB-Dienststelle für die Realschulen in Niederbayern einen versierten Experten eingeladen, Herrn Dr. Thomas Schwabenbauer, einen Mitarbeiter des Bayerischen Landesbeauftragten für den Datenschutz (BAyLfD), der hier nicht nur auf allgemeine, sondern auch auf aktuelle Probleme und Fragestellungen von Kollegen eingehen konnte. Wichtig ist dieses Thema auch für den Schulversuch „Digitale Schule 2020“, über dessen erste Erfahrungen die Projektleiterin Eva Stolpmann vom Stiftungspakt Bayern berichtete.

Anhand konkreter Unterrichtsideen, Apps und vielfältiger Anwendungsbeispiele wurde der Einsatz von mobilen Endgeräten im MINT-Unterricht dargestellt, ebenso wie Puppet Pals- Trickfilme mit dem IPAD erstellt werden können. Neben den Workshops „mebis für Einsteiger“, „Office 365 im Klassenzimmereinsatz“ und „Unterrichten mit Microsoft OneNote“ wurde auch die Möglichkeit des digitalen Feedbacks vorgestellt, da regelmäßiges Feedback die Unterrichtsqualität steigert und alle schulrelevanten Bereiche wie Schulklima, Klassenfahrten etc. wissenschaftlich fundiert und schnell abgefragt werden können.

Die Veranstaltung zeigte, wie vielfältig digitale Schule sein kann, welche Möglichkeiten diese den Kollegen bietet und wie digitale Medien erfolgreich und gewinnbringend in die Schule integriert werden können. Sowohl dem digitalen Einsteiger wie auch dem digital erfahrenen Kollegen wurde dies anhand eines äußerst breitgefächerten Angebots möglich gemacht.

Martina Finger, Staatliche Realschule Landshut, Fotos: Michael Gaaß





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